Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
403<br />
schnell und eigenwillig verließ sie England und kehrte, ohne die Familie davon in<br />
Kenntnis zu setzen, nach Warschau zurück. Dies hat <strong>de</strong>n Vater Komornickas<br />
erschüttert, und die Familie war und ist bis heute noch 14 anscheinend <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass ihn diese Aufregung das Leben gekostet hat. Auf je<strong>de</strong>n Fall wur<strong>de</strong> Komornicka<br />
die Schuld für <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Vaters aufgebür<strong>de</strong>t, und die ‚gute Tochter’ hat diese<br />
Schuld auf sich genommen. Welche vorwurfsvollen Worte sie in diesem<br />
Zusammenhang von ihrer Familie zu hören bekam, kann nicht mehr rekonstruiert,<br />
lediglich – aufgrund <strong>de</strong>r Zeugnisse Aniela Komornickas und Maria Dernałowiczs –<br />
geahnt wer<strong>de</strong>n. In Własts brieflich ‚dokumentierten’ Wahnvorstellungen aus <strong>de</strong>r Zeit<br />
<strong>de</strong>r Irrenanstalten, aber auch in „Xięga“ wird <strong>de</strong>r Vater allerdings eine<br />
Wie<strong>de</strong>rgutmachung und grenzenlose Überhöhung erfahren. Seine ehemals so heftig<br />
angezweifelte Macht als Familienoberhaupt und Patriarch wird zutiefst anerkannt und<br />
gewürdigt. Die Mutter wird ermahnt, sich dieser Macht zu beugen.<br />
Nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Vaters heiratet Maria <strong>de</strong>n zehn Jahre älteren Dichter Jan Lemański.<br />
Dieser stellt wenigstens auf <strong>de</strong>n ersten Blick einen Gegensatz zu ihrem Vater dar. 15<br />
Folgt man <strong>de</strong>r Lemański-Biographie von Lorentowicz (…), so entzieht sich Maria mit<br />
ihrer Beziehung zu Lemański einer Ehe mit einem von <strong>de</strong>n Eltern ausgesuchten<br />
Nachbarn. 16 Auch diese Ehe bringt ein erschüttern<strong>de</strong>s Erlebnis mit sich. Der Ehemann<br />
schießt Maria und ihren Cousin aus Eifersucht an. Zwar machen sie daraufhin noch<br />
eine längere Auslandsreise, in <strong>de</strong>r sie sich während seiner schweren Krankheit um ihn<br />
kümmert, doch danach entschei<strong>de</strong>t sie sich sofort zur literarisch bereits präfigurierten<br />
Trennung. Wahrscheinlich schreckt Komornicka davor zurück, in <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r<br />
aufopfern<strong>de</strong>n Ehefrau aufzugehen bzw. von Lemański in ihrem Freiheitsdrang<br />
eingeschränkt zu wer<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>r Umklammerung seiner vereinnahmen<strong>de</strong>n Liebe zu<br />
ersticken. Die Briefe aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Auslandsreise zeugen davon, dass es nicht<br />
14 Vgl. Kralkowska-Gątkowska 2002. Vgl. auch die biographische Erzählung von Maria Dernałowicz<br />
(1977).<br />
15 Ein solches Bild von Lemański vermittelt auch sein Biograph Jan Lorentowicz (1957).<br />
16 Dies bestreitet Aniela Komornicka (1964) auffällig in ihren Erinnerungen.<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu