Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
chłodów“ in sehr emotionalen Ausrufesätzen sein unbändiges Verlangen danach, zu<br />
Asche zu wer<strong>de</strong>n: „Ins Feuer treten! Sich von Schlangen <strong>de</strong>s Feuers umschlingen<br />
lassen! Im Kreis lo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Schwerter tanzen!“ 103 (276) Die Feuerphantasien <strong>de</strong>s<br />
lyrischen Ich wer<strong>de</strong>n mit Schlangen- und Schwertmetaphorik versinnbildlicht und<br />
damit auf das Äußerste dramatisiert. Mit dieser Vision for<strong>de</strong>rt das Ich quasi <strong>de</strong>n<br />
größtmöglichen Schmerz. Auf <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>s Spannungsbogens taucht das<br />
Phönix-Symbol als Hoffnung auf Wie<strong>de</strong>rgeburt auf: „(...) vielleicht schießt dann aus<br />
heißer Asche / <strong>de</strong>r Phönix-Funke <strong>de</strong>s Lebens hoch ins Himmelszelt.“ 104 (276) Nach<br />
<strong>de</strong>r Visualisierung dieser Erwartung wer<strong>de</strong>n in biblischer Stilisierung, in wie<strong>de</strong>rholten<br />
Imperativkonstruktionen Naturgewalten (Sonne, Blitz, Wind) und spirituelle Mächte<br />
(Liebesgott, Erzengel, Sehnsucht) mehrfach nachdrücklich dazu aufgefor<strong>de</strong>rt, das<br />
Subjekt zu vernichten, um es dann zu neuem, von einer Quelle symbolisierten Leben<br />
zu erwecken. 105 Die abschließen<strong>de</strong>n Strophen <strong>de</strong>s Dreizehnsilblers entwerfen die vom<br />
lyrischen Ich ersehnten Bil<strong>de</strong>r seines Ausmerzens. Das Ich will sich von schneeweißen<br />
Rossen zertrampeln und bei lebendigem Leibe verbrennen lassen. Der Körper wird<br />
nicht im Geringsten betrauert, <strong>de</strong>nn es han<strong>de</strong>lt sich um die „sterben<strong>de</strong> Armseligkeit“<br />
(mrąca nędza). In <strong>de</strong>r letzten Strophe setzt das lyrische Ich in einer emphatischen<br />
Anrufung in Übereinstimmung mit <strong>de</strong>m mystischen Diskurs Feuer, Leben und Tod<br />
gleich: „Oh, Flamme! Oh, Tod! Oh, Leben!“ 106 (277)<br />
Noch mehr Bil<strong>de</strong>r mystischer Provenienz für das Begehren <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s bietet<br />
„Pragnienie“. Vier unterschiedliche To<strong>de</strong>sarten in unterschiedlichen Elementen<br />
visiert das lyrische Ich in <strong>de</strong>n ersten vier Strophen an. In je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Strophen wird<br />
„pragnę“ (ich verlange) wie<strong>de</strong>rholt. Wie ein Taucher will das lyrische Ich im<br />
Meeresgrund versinken, wie ein Korn in die „schwarze Brust <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>“ eintauchen,<br />
103 Polnisch: „W ogień wejść!“ Płomienia okręcić się wężem! W płomiennych mieczów kole tańczyć!“.<br />
104 Polnisch: „(...) może wtedy, z gorących popiołów, / Feniksowa w strop nieba strzeli iskra życia.“<br />
105 Es tauchen die uns aus „Idylla“ und „W górach“ bereits bekannten Bil<strong>de</strong>r für spirituelle ‚Zündung’<br />
auf. Das Subjekt sieht sich selbst u.a. als eine ausgetrocknete Pappel, die vom Blitz getroffen wer<strong>de</strong>n soll.<br />
106 Polnisch: „O Płomieniu! O śmierci! O życie!“<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu