Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
321<br />
Resümee<br />
Ein unbändiges Lebensverlangen und die Furcht davor, sich als Subjekt nie<br />
konstituieren und selbst verwirklichen zu können, durchziehen als motivische<br />
Dominanten die frühen, kunstvoll, äußerst dynamisch und kontrastvoll gestalteten<br />
Gedichte und lyrischen Prosatexte Komornickas. Sie aktualisieren die Versmuster<br />
und die Metaphorik <strong>de</strong>s ‚Jungen Polen’, überschreiten jedoch die Ästhetik <strong>de</strong>r Epoche<br />
durch <strong>de</strong>ren Übersteigerung, Verfremdung und Intensivierung. Durchzogen von<br />
expressionistischen Visionen eines nicht gelebten, in <strong>de</strong>r Materie verhafteten, von<br />
Anfang an todgeweihten Lebens, eines entgrenzten, konturlosen Vegetierens ohne<br />
Geschichte und Biographie setzen diese Texte existenzielles Entsetzen („Krzyk“) in<br />
Szene. Der menschliche Körper, <strong>de</strong>r Leib <strong>de</strong>s sprechen<strong>de</strong>n Ichs wird als versehrt und<br />
<strong>de</strong>fizient wahrgenommen, mit einer ewig offenen, bluten<strong>de</strong>n Wun<strong>de</strong>.<br />
In einigen Gedichten imaginiert sich das lyrische Ich als maskuliner, mächtiger und<br />
mutiger „Jäger <strong>de</strong>s Lebens“, als abschussbereiter „Pfeil auf <strong>de</strong>m Bogen <strong>de</strong>s<br />
Verlangens“, <strong>de</strong>r – in Anknüpfung an Nietzsches Übermenschkonzept – gigantische<br />
Phantasien vom abenteuerlichen Leben entwickelt und bereit ist, mit Schmerzen für<br />
eine bewusste, wache, aktive Existenz zu bezahlen („Nastrój“). Diese <strong>de</strong>m Bild <strong>de</strong>s<br />
Heros verpflichteten Ichentwürfe sind von vornherein von <strong>de</strong>r Angst gebrochen, aus<br />
<strong>de</strong>m überschäumen<strong>de</strong>n Potential keinen Gebrauch machen zu können und im ‚Sumpf’,<br />
im ‚Tod’, in <strong>de</strong>n Schranken einer konventionellen weiblichen Existenz gefangen<br />
bleiben zu müssen („Drugie życie“). In <strong>de</strong>n Kontext <strong>de</strong>r frühen Prosa Komornickas<br />
gestellt lassen sich diese Bil<strong>de</strong>r als eine universalisieren<strong>de</strong> Darstellung weiblicher<br />
sozialer Erfahrung lesen.<br />
Die gewaltigen, unter Rückgriff auf militärische Metaphorik kreierten<br />
Subjektentwürfe, die die Transgression einer weiblichen Erfahrungswelt imaginieren<br />
(„Bunt anioła“), überschreiten bei weitem die Konventionen <strong>de</strong>r weiblichen Lyrik. Sie<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu