Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
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und <strong>de</strong>n ältesten Bru<strong>de</strong>r, dauernd um Geldsendungen anflehen muss. 19 Ansatzweise<br />
entwickelt sie bereits die I<strong>de</strong>e, eine Auserwählte ihres Geschlechts zu sein, die für<br />
<strong>de</strong>ssen geistige Entwicklung und Vere<strong>de</strong>lung Sorge zu tragen hat:<br />
Sorg dich also nicht, Mama, anspruchsvollere Wesen müssen mehr riskieren – und sie gewinnen<br />
mehr. Kryś tut also das Richtige, wenn er so lebt, wie er lebt, wenn er so verfährt, wie ihm das<br />
seine Berufung zum Vater künftiger – und wer weiß, was für welcher – Wesen gebietet. Ich bin<br />
<strong>de</strong>r Gipfel meines Stammbaumes. Und mein Geschlecht kommt nicht aus <strong>de</strong>m Königreich <strong>de</strong>s<br />
Körpers, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Königreich <strong>de</strong>s Geistes. Deshalb muss ich diesen Geist bil<strong>de</strong>n, damit er<br />
seiner Bestimmung würdig wird. (01.01.1900) 20<br />
In einigen Briefpassagen aus dieser Zeit (1898-1900) entrollt die junge Komornicka<br />
vor ihrer Mutter ihren Traum vom großen Ruhm. 21<br />
Nach <strong>de</strong>r Trennung von Lemański nähert sich die vierundzwanzigjährige Komornicka<br />
<strong>de</strong>r Mutter noch mehr, nun haben bei<strong>de</strong> keinen Ehemann mehr. In ihren Briefen aus<br />
<strong>de</strong>r Zeit 1900-1902 entwickelt sie aber auch zunehmend eine beinahe missionarische<br />
Mentorhaltung gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressiven Mutter. Das Gefühl einer beson<strong>de</strong>ren<br />
Verantwortung <strong>de</strong>r Mutter gegenüber lässt sich u.a. auf Komornickas Schuldgefühle<br />
wegen <strong>de</strong>s verfrühten To<strong>de</strong>s ihres Vaters zurückführen. Wenig später wird Maria diese<br />
Haltung auch auf ihre zwei Schwestern aus<strong>de</strong>hnen. 22<br />
19 Brief vom 26.08.1899.<br />
20 Polnisch: „Wobec tego Mamo nie martw się, szersze natury muszą więcej ryzykować – i wygrywają<br />
więcej. Zatem, gdy Kryś żyje, jak żyje – robi dobrze – postępując, jak mu przykazuje jego powołanie ojca<br />
przyszłych – kto wie jakich? – istot. Ja jestem punktem szczytowym gałęzi swojej. I ród mój nie z<br />
królestwa ciała, lecz z królestwa ducha. Przeto ducha tego muszę kształcić – <strong>by</strong> godnym się stał swych<br />
przeznaczeń.“<br />
21 Brief vom 13.11.1899: „Bitte nieman<strong>de</strong>n um Kritiken, Mama. Ich glaube auch so an meine Zukunft wie<br />
vielleicht an nichts an<strong>de</strong>res – nur dass mein Ruhm keiner Reklame bedarf, son<strong>de</strong>rn sich <strong>de</strong>n Menschen<br />
von selbst aufdrängen wird. Diese Heftchen bereiten mir <strong>de</strong>n Weg zum großen Durchbruch. Es scheint<br />
mir, dass das Morgen mir gehören wird, und das in nicht weiter Ferne.“ Brief vom 01.01.1900: „Ich bin<br />
zutiefst überzeugt, dass es noch zwei kleine Broschüren wie die „Baśnie“ braucht, und ich wer<strong>de</strong><br />
unbestritten ein anerkannter ‚Star’ unserer Literatur sein.“<br />
22 Vgl. Briefe vom 22.12.1902 und vom 16.05.1903. Mutter und Schwestern wer<strong>de</strong>n hier als ‚moje<br />
niewiasty’ (meine Weibchen) und ‚moje kobiecięta’ (meine kleinen Frauen) bezeichnet.<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu