Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
o<strong>de</strong>r Tetmajer, für ihre Inkarnationen sündhafter Körperlichkeit männliche Figuren<br />
auswählt. 62<br />
Auch an<strong>de</strong>re Dichterinnen <strong>de</strong>s Jungen Polen setzen das Ausleben <strong>de</strong>s weiblichen<br />
Begehrens mit <strong>de</strong>m inneren Tod <strong>de</strong>r Frau gleich, so z.B. Marcelina Kulikowska in<br />
„Zniewaga“ (Entwürdigung):<br />
Deine Hän<strong>de</strong> haben das Weiß meiner Seele befleckt,<br />
Hän<strong>de</strong>, die mich zärtlich und entwürdigend gepackt,<br />
Ich starb unter ihnen..., meine Leiche liegt nackt.<br />
Und <strong>de</strong>r sehnsuchtsvolle Wind be<strong>de</strong>ckt sie mit <strong>de</strong>n Herbstblättern. 63<br />
Doch hier bleibt das weibliche Subjekt vollkommen passiv. Das einzige, was ihm<br />
verbleibt, ist, seine Befleckung durch körperliche Liebe dichterisch zu betrauern. 64<br />
9.6. Männlichkeit ist etwas an<strong>de</strong>res als die Männer<br />
Zwischen „tödlichem Begehren“ und „tödlicher Verachtung“ bewegt sich auch das<br />
Subjekt <strong>de</strong>r von Schopenhauerschen I<strong>de</strong>en beeinflussten lyrischen Prosa „Dwie moce“<br />
(Zwei Mächte, 195 f.), 65 das <strong>de</strong>n „auf ewig begehrten“ Geliebten „wie einen Hund“<br />
vor seiner Tür für immer vertreibt. Das Ich dieses Textes befin<strong>de</strong>t sich im Zustand<br />
eines unentschie<strong>de</strong>nen inneren Kampfes, <strong>de</strong>r zwischen seinem Willen (versinnbildlicht<br />
62 Auch Zofia Nałkowska verwen<strong>de</strong>t in ihrer frühen Prosa, z.B. in „Kobiety“, Tiermetaphorik in Bezug<br />
auf männliche Figuren im sexuellen Kontext. Ähnliches lässt sich u.a. in <strong>de</strong>r Prosa von Gabriela Zapolska<br />
und Theresita (Maria Krzymuska-Iwanowska) fin<strong>de</strong>n. Vgl. Podraza-Kwiatkowska 2001, 139 f. u. 150 f .<br />
63 Zacharska 2000, 142. Polnisch: „Ręce twoje skalały białość mojej duszy, / Ręce twoje, tak pełne<br />
pieszczot i zniewagi – / I oto ja umarłam..., trup mój leży nagi. / I po nim wicher tęskny liść jesienny<br />
prószy...“<br />
64 Interessantes Vergleichsmaterial bietet auch die Młoda Polska-Forscherin Maria Podraza-Kwiatkowska<br />
in ihrem Aufsatz „Kompleks Parsifala, czyli o młodopolskim i<strong>de</strong>ale czystości“. (Podraza-Kwiatkowska<br />
2001, 127-165) Sie weist darauf hin, dass auch innerhalb <strong>de</strong>r literarischen Inszenierungen <strong>de</strong>r Erotik bei<br />
männlichen Autoren das Motiv <strong>de</strong>r Verzweiflung wegen <strong>de</strong>r verlorenen Unschuld stark vertreten ist. In<br />
diesen Werken, so z.B. von Przy<strong>by</strong>szewski, Żeromski, aber auch von Huysmans, Bjørnson o<strong>de</strong>r Tolstoi,<br />
betrauern männliche Figuren ihre moralische Entgleisung (ein sexuelles Abenteuer, oft mit einer<br />
Prostituierten). Innerhalb dieses Paradigmas ist es die Frau, die <strong>de</strong>n Mann verführt und ‚in <strong>de</strong>n Schmutz<br />
zieht’. Meist aber führen die moralischen Dilemmata nach einer entwürdigen<strong>de</strong>n sexuellen Begegnung<br />
nicht zu Mord- und Selbstmordphantasien in <strong>de</strong>m Ausmaß wie bei Komornicka.<br />
65 „Chimera“ 1901, B. 4, H. 10/12, S. 164-186.<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu