Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
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als Vorbeugung ihrer Entweihung – war auch bereits in „Szkice“ vorhan<strong>de</strong>n und kehrt<br />
in einer abgewan<strong>de</strong>lten Form in Własts Verserzählung „Czartołania i Seni“ zurück.<br />
Eros und Ethos, Sexualität und Spiritualität bil<strong>de</strong>n im Leben und Schreiben<br />
Komornickas, wie in <strong>de</strong>r abendländischen Kultur überhaupt, unvereinbare Gegensätze.<br />
Die Schärfe dieser Opposition vermochte Komornicka in ihren ersten literarischen und<br />
biographischen Rollen nicht zu entkräften – und auch in „Xięga“ wird ihr das nur<br />
an<strong>de</strong>utungsweise gelingen.<br />
Die zwischen 1903 und 1907 erschienenen „Chimera“-Texte Komornickas sind auch<br />
von einem Verlangen nach Selbstauslöschung und einem vollkommenen<br />
I<strong>de</strong>ntitätswechsel geprägt. Der in <strong>de</strong>n ersten Prosanarrationen bereits mehrfach<br />
anvisierte Selbstmord wird in <strong>de</strong>r expressionistischen Prosa „Biesy“ von einer<br />
unangepassten, gegen die Dressur <strong>de</strong>r Sozialisierung aufbegehren<strong>de</strong>n und vor <strong>de</strong>r<br />
eigenen Kontur- und Subjektlosigkeit zurückschrecken<strong>de</strong>n Ichfigur 7<br />
nochmals<br />
herbeiphantasiert, aber als Lösungsalternative abgelehnt. Nichts<strong>de</strong>stotrotz bleiben<br />
obsessive To<strong>de</strong>swünsche ein unerlässlicher Bestandteil <strong>de</strong>r Gefühlswelt <strong>de</strong>r<br />
Protagonistinnen und lyrischer Stimmen, erfahren jedoch zunehmend eine<br />
symbolische und mystische Färbung. Immer enger wer<strong>de</strong>n sie mit <strong>de</strong>m Wunsch nach<br />
einer restlosen Ausmerzung <strong>de</strong>r alten I<strong>de</strong>ntität, Tilgung <strong>de</strong>r Schuld und Wie<strong>de</strong>rgeburt<br />
als neuer Mensch korreliert („Pragnienie“, „W górach“). Doch die Lyrik vor 1907<br />
verfolgt auch noch an<strong>de</strong>re Richtungen. Es tauchen gewaltige, die ornamentale und<br />
affektierte mo<strong>de</strong>rnistische Ästhetik zur Meisterschaft bringen<strong>de</strong>, ‚männliche’<br />
Subjektentwürfe nach romantischem Muster auf, u.a. als apokalyptische, mit Engeln<br />
und Dämonen bevölkerte Zerstörungsphantasien, wie sie m.E. bisher von keiner Frau<br />
in <strong>de</strong>r polnischen Literaturgeschichte überliefert wor<strong>de</strong>n sind. Sie wer<strong>de</strong>n begleitet<br />
von einer harmonisieren<strong>de</strong>n, die bevorstehen<strong>de</strong> Beruhigung antizipieren<strong>de</strong>n<br />
7 Dies ist auch ein wichtiges Motiv <strong>de</strong>r Lyrik Komornickas aus dieser Zeit. Immer wie<strong>de</strong>r wird hier die<br />
Angst vorgeführt, sich als Individuum nie konstituieren zu können, ‚im Sumpf’ zu versinken, konturlos<br />
und nur ein Stück Materie zu bleiben.<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu