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Brigitta Helbig-Mischewski: Ein Mantel aus Sternenstaub, Norderstedt 2005
299
wie der Dunst in den Himmel steigen und sich dort auflösen, wie das Erz
„hinschmelzen, verbrennen, verkohlen, untergehen“ 107 und zu Asche werden, um dann
– auch hier – als Phönix die Flügel auszubreiten. Die Gründe dieses Verlangens
werden nur an einer leicht zu übersehenden Textstelle subtil angedeutet: Das lyrische
Ich ist „gepeinigt vom Schatz eines stummen Geheimnisses“, 108 es muss „das
Sonnenauge und die Menschenblicke fliehen“. 109 Diese metaphorische Visualisierung
der vier Todesarten und der Auferstehung als Phönix bzw. als Funke, Regenbogen,
Tau wird in der vorletzten Strophe um noch eine weitere Stufe dramatisiert:
Ich will aus dem Weltgedächtnis so restlos
schwinden, dass von meinem Namen keine Spur mehr bleibt –
Dass mich niemand am alten Mal erkennt,
Wenn ich das Land vom Deck meiner Flotte grüßen würde.
Entfliehen, verschwinden, vergehen – wie der Taucher, das Erz, der Nebel, das Korn;
Verwandlung suchen im Meer, im Feuer, in den Wolken, der Erde,
Verwandelt zurückkehren in die Grabesstille meines Hauses,
Von den bestürzten Gesichtern den Zauber mit den Lippen küssen - - - (296) 110
Das Ich wird nicht müde, Äquivalente der Selbstauslöschung und die dazu gehörigen
Metaphern aneinander zu reihen: fliehen, verschwinden, vergehen. Es gibt aber auch
zu verstehen, dass es hier um etwas mehr als eine vertrauliche Angelegenheit
zwischen Mensch und Gott geht. In die Metamorphosenproblematik wird auch die
Welt mit einbezogen. Das Ich will aus dem Weltgedächtnis „restlos verschwinden“
bzw. – wörtlich übersetzt – „komplett aussterben“ (doszczętnie wymrzeć), den alten
107 Polnisch: „Pragnę się stopić, spalić, zwęglić, zginąć –“. (296)
108 Polnisch: „Dręczone skarbem niemej tajemnicy“. (296) Von einem solchen Geheimnis ist auch im
gleichnamigen Gedicht „Tajemnica“ aus dem Zyklus „Czarne płomienie“ die Rede. (207) Auch hier
befindet sich das Ich in einem Reifungsprozess (existenzielle Entscheidungsfindung) und schirmt sich
von der menschlichen Welt, von sozialen Beziehungen ab, sucht die Nähe zur Natur. Das den Text
abschließende Bild des meditierenden, wie eine Schlange im Gras liegenden, mit den Natur- und
spirituellen Kräften verschmelzenden Ich ist für diese Lyrik konstitutiv.
109 Polnisch: „ujść oku słońca i ludzkiej źrenicy“.
110 Polnisch: „Pragnę z pamięci świata tak doszczętnie / Wymrzeć, by z nazwy nie zostało śladu – / By
mnie nie poznał nikt po dawnym piętnie, / Gdy ląd pozdrowię z floty mej pokładu. // Chcę uciec, zniknąć,
zginąć – jak nurek, ruda, mgła, ziarno; / Przeistoczenia szukać w morzu, w ogniu, w chmurach, w ziemi, /
Przeistoczony wrócić w głusz mojego domu cmentarną, / Z twarzy osłupionych czar ustami zdjąć
budzącemi - - -“
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