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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

sind von aggressiven Zerstörungs- und Selbstzerstörungsphantasien, von Rache- und<br />

Machtgelüsten geprägt und ‚leben’ von einer auch poetologisch bedingten<br />

<strong>de</strong>struktiven Dynamik. Mehrere von ihnen inszenieren in <strong>de</strong>n Schlussszenen dasselbe<br />

Phantasma – ein Wesen zieht ein an<strong>de</strong>res bzw. die gesamte Menschheit in <strong>de</strong>n Tod,<br />

welcher zunehmend eine mystische Färbung erhält („Bunt anioła“, „Miłość“, „Agni“,<br />

„Idylla“, „Czemu“).<br />

Einen interessanten intertextuellen Dialog mit <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n Geschlechterdiskurs,<br />

wie er u.a. in <strong>de</strong>r Lyrik Mickiewiczs und Lemańskis aktualisiert wird, und einen dazu<br />

konträren Entwurf weiblicher Stärke und kultureller Kompetenz einerseits sowie<br />

männlicher Heteronomie und Naturnähe an<strong>de</strong>rerseits führt das Gedicht „Dumanie“.<br />

Auch hier birgt <strong>de</strong>r von unlösbaren moralischen Konflikten begleitete Wunsch <strong>de</strong>s<br />

weiblichen Subjekts nach <strong>de</strong>r Befreiung aus <strong>de</strong>r klammern<strong>de</strong>n männlichen Umarmung<br />

die Gefahr <strong>de</strong>r Tötung <strong>de</strong>s Geliebten. Der Text steht in engem Zusammenhang mit<br />

Komornickas Biographie und ihrer Beziehung zu Jan Lemański. Er reflektiert die von<br />

<strong>de</strong>r Dichterin veranlasste Trennung <strong>de</strong>s Paares, die Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />

<strong>de</strong>s Weiblichen zwischen <strong>de</strong>n Ehepartnern, sowie die mit ‚Befreiung’ verbun<strong>de</strong>nen<br />

Gefühle <strong>de</strong>r Schuld.<br />

Das weibliche Subjekt <strong>de</strong>r lyrischen Texte Komornickas nimmt sich zwar das Recht<br />

zu männlichen Phantasien und Ichentwürfen, bleibt jedoch von einem starken<br />

Schuldkomplex belastet. In <strong>de</strong>r lyrischen Prosa „Miłość“, einem bizarren, aggressives<br />

Begehren inszenieren<strong>de</strong>n erotischen Text, ertönt die Stimme einer rasen<strong>de</strong>n,<br />

begehren<strong>de</strong>n, lieben<strong>de</strong>n und hassen<strong>de</strong>n Frau (vgl. „Biesy“). Das in <strong>de</strong>r<br />

abendländischen Kultur tabuisierte Aussprechen eines wil<strong>de</strong>n weiblichen Begehrens<br />

ist hier jedoch gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>m in dieser Lyrik obsessiv wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Wunsch nach Bestrafen o<strong>de</strong>r Bestraftwer<strong>de</strong>n. Eros und Ethos, Körperlichkeit und<br />

Spiritualität bil<strong>de</strong>n bei Komornicka, an<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r ähnliche Bil<strong>de</strong>r<br />

sadomasochistischen Begehrens entwerfen<strong>de</strong>n Lyrik von Leśmian, unvereinbare<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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