Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
10.6. Je<strong>de</strong>m seinen Stern<br />
Das in „Noc xiężycowa“ formulierte Postulat realisiert Włast in <strong>de</strong>n siebenunddreißig<br />
Seiten umfassen<strong>de</strong>n „Hymny nadziei“ (Hymnen <strong>de</strong>r Hoffnung, 186-223) – einer<br />
visionär-spirituellen, Mythologeme verschie<strong>de</strong>ner religiöser Traditionen<br />
aufgreifen<strong>de</strong>n, meist reimlosen, prosanahen Dichtung ohne feste metrische<br />
Versmuster. Das Subjekt <strong>de</strong>r „Hymny“ <strong>de</strong>finiert sich als Künstler 108 (188) aber auch<br />
als Hellseher und Verkün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wahrheit, (206) als archaischer, von Gott gesalbter<br />
und von <strong>de</strong>n Ahnen unterstützter Sänger. Wie ein Refrain zieht sich <strong>de</strong>r Imperativ<br />
‚Radujmy się’ (Freuen wir uns) und ‚Alleluja’ (Halleluja) durch <strong>de</strong>n Text. Die in<br />
leicht verständlicher Sprache vermittelte Botschaft lautet: Die Menschen sind, als<br />
Gottes Kin<strong>de</strong>r und Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Engel, zum Glücklichsein berufen. Je<strong>de</strong>r ist mit einem<br />
Gna<strong>de</strong>nstrahl persönlich mit Gott verbun<strong>de</strong>n. Die irdische Existenz ist nur <strong>de</strong>r<br />
Anfangspunkt eines langen Prozesses <strong>de</strong>r Reifung: Die Menschen sind „Embryonen<br />
<strong>de</strong>r Ewigkeit“ im Schoß Gottes und <strong>de</strong>r Mutter Natur, bzw. „frisch gelegte Eier“. In<br />
ihrem Er<strong>de</strong>nleben sind sie wie Mona<strong>de</strong>n voneinan<strong>de</strong>r getrennt, sie benei<strong>de</strong>n und<br />
begehren sich gegenseitig. Doch wenn sie eines Tages aus <strong>de</strong>m Ei schlüpfen, bricht<br />
die Zeit <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbaren Erkenntnis <strong>de</strong>r spirituellen Zusammenhänge und <strong>de</strong>r<br />
Erlösung an, die Zeit <strong>de</strong>r Tilgung von Konflikten und <strong>de</strong>s liebevollen Austauschs<br />
zwischen <strong>de</strong>n Seelen. Alle Menschen wer<strong>de</strong>n dann eine große Familie sein. Diese<br />
utopische Vision wird „auf dieser Er<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r auf einer an<strong>de</strong>ren Er<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>m Mond,<br />
auf <strong>de</strong>r Sonne o<strong>de</strong>r im Himmel“ 109 verortet. (191) An<strong>de</strong>rerseits weist ‚Włast’ je<strong>de</strong>m<br />
Menschen ein eigenes Königreich, einen eigenen Stern, ja einen eigenen Kosmos zu,<br />
in <strong>de</strong>m er Patriarch und Gott sein und seine Träume realisieren kann. Das<br />
108 Sein irdisches Leben sieht ‚Włast’ als einen für eine Künstlerexistenz charakteristischen Lei<strong>de</strong>nsweg<br />
<strong>de</strong>s Unverstan<strong>de</strong>nen und Verachteten: „Oh, Künstlerleben! Gebrechlich, launisch, träge, mit Verachtung<br />
gebrandmarkt, von bequemeren Menschen verfolgt! Auch über dich kommt die Wahrheit! Aber Deine<br />
Wahrheit wird strahlen<strong>de</strong>r sein als die <strong>de</strong>r Heiligenscheine.“ (225 f.)<br />
109 Polnisch: „na Ziemi lub na innej Ziemi, na Xiężycu, na Słońcu, lub w Niebie“.<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu