Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
375<br />
Eure „Zivilisation“ – ist in GÖTTLICHER Be<strong>de</strong>utung<br />
Wie <strong>de</strong>r Vögel Nester, wie <strong>de</strong>r Bienen Bienenstand –<br />
Sie zählt zu <strong>de</strong>n... natürlichen Mächten.<br />
Wie die Raupe in die Sei<strong>de</strong> – so wickelt sich <strong>de</strong>r Mensch<br />
In <strong>de</strong>n Kokon <strong>de</strong>r Kultur ein, um – wie diese – morgen<br />
Den fürsorglichen Pelz <strong>de</strong>r Wandlungen abzustreifen<br />
Und als Engel die Chöre <strong>de</strong>s Paradieses zu vergrößern. (261) 140<br />
Das Wun<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Berührung <strong>de</strong>r „feuchten schwarzen Er<strong>de</strong>“ mit <strong>de</strong>m weißen Schnee<br />
ist es auch, die <strong>de</strong>n ‚Wahn’ <strong>de</strong>r Pflaumenbäume in <strong>de</strong>m von Podraza-Kwiatkowska<br />
(1996) beson<strong>de</strong>rs hervorgehobenen, ‚energiegela<strong>de</strong>nen’ Gedicht „Radość śliw“<br />
(Freu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Pflaumenbäume, 266) hervorruft. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise stilisiert sich Włast<br />
hier zu jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r die Sprache <strong>de</strong>r Natur und somit auch „das geheimnisvolle<br />
Flüstern“ <strong>de</strong>r Obstbäume versteht und für seine Leser ‚übersetzt’. Bäume wer<strong>de</strong>n bei<br />
Włast oft antropomorphisiert. Wie bei Leśmian gilt auch hier die christliche<br />
Hierarchie <strong>de</strong>r Daseinsformen nicht, in spiritueller Hinsicht können Bäume <strong>de</strong>n<br />
Menschen überlegen sein. 141 Wie in „Śnieg“ wird auch in „Radość śliw“ <strong>de</strong>r Schnee<br />
über die Semantik <strong>de</strong>s Sterns (Schneeflocke) mit <strong>de</strong>m spirituellen Bereich (Engel,<br />
Licht) gekoppelt. Berührungen und Begegnungen spielen sich wie<strong>de</strong>rum auf mehreren<br />
Ebenen ab. Während an<strong>de</strong>re noch schlafen, beobachtet das lyrische Ich das sinnliche<br />
Geschehen in <strong>de</strong>r Natur. Dies schafft eine Analogie zu <strong>de</strong>m Leśmianschen Hel<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings imaginiert das Subjekt <strong>de</strong>r Włast-Gedichte nicht <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r<br />
vollkommenen Verschmelzung mit <strong>de</strong>r Natur, wie dies in <strong>de</strong>r Lyrik Leśmians mitunter<br />
<strong>de</strong>r Fall ist – es verharrt vielmehr im erregen<strong>de</strong>n Augenblick <strong>de</strong>r Sehnsucht.<br />
Eine Liebesbeziehung zwischen Mensch und sakralisierter Natur inszeniert Włast<br />
auch in <strong>de</strong>m nachfolgen<strong>de</strong>n Gedicht „Odwilż“ (Tauwetter, 266). Die Semantik <strong>de</strong>s<br />
140 Polnisch: „Człowieka SZTUKA JEST NATURĄ CZŁEKA. / ‚Cywilizacja’ wasza – w BOSKIEJ<br />
wadze, / Jak ptaków gniazda, jak pszczoły pasieka – / Liczy się między... naturalne władze. // Jak linka w<br />
jedwab – tak człowiek w Kultury / Kokon się mota – <strong>by</strong>, jak ona – jutro, / Zrzuciwszy Przemian<br />
opiekuńcze futro, / Skrzydlatym cu<strong>de</strong>m zwiększyć Raju chóry.“<br />
141 Was ‚Włast’ an <strong>de</strong>r Allee in „Odwilż“ (266) interessiert, ist wie<strong>de</strong>rum ihr merkwürdiger<br />
Zwischenzustand, <strong>de</strong>r ‚Halbschlaf’, in <strong>de</strong>n sie vom Tauwetter versetzt wird, <strong>de</strong>r ihr eine Ahnung vom<br />
bevorstehen<strong>de</strong>n Erwachen vermittelt.<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu