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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

wyższego rzędu). Zum Abschied wühlt <strong>de</strong>r Junge in seinem ‚Gefie<strong>de</strong>r’, <strong>de</strong>n<br />

abgeschnittenen Haaren, und wun<strong>de</strong>rt sich über sein eigenes Ego, das offenbar doch<br />

als fremdbestimmt empfun<strong>de</strong>n wird. Auch in Własts an<strong>de</strong>ren Gedichten (z.B. in „Pani<br />

ze strefy umiarkowanej“) steht das Bild <strong>de</strong>s Haareschnei<strong>de</strong>ns, in Anspielung auf die<br />

biblische Delila, für die Gefahr <strong>de</strong>r Schwächung, die <strong>de</strong>m Mann seitens einer Frau<br />

droht. 47 Insgesamt kann <strong>de</strong>r „Strzyż“-Interpretation von Filipiak (2000, 131)<br />

zugestimmt wer<strong>de</strong>n:<br />

[Der Sohn] kehrt in das Land <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>alisierung zurück, wo die Schur zum Wohle <strong>de</strong>s<br />

Geschorenen vorgenommen wird, <strong>de</strong>m es erlaubt ist, zu spielen, sich zu wun<strong>de</strong>rn, kindisch zu<br />

wer<strong>de</strong>n und inmitten befrem<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Vergleiche ein S.O.S. zu sen<strong>de</strong>n – ein verschlüsseltes Signal<br />

<strong>de</strong>ssen, was wirklich geschehen ist (...). 48<br />

In <strong>de</strong>m abgeschnittenen Fe<strong>de</strong>rkleid, einem „Requisit <strong>de</strong>r Verkleidung schlechthin“<br />

sieht Ritz (1999, 159) eine Spur <strong>de</strong>s Transvestismus, einen Verweis auf <strong>de</strong>n<br />

Konstruktcharakter jeglicher I<strong>de</strong>ntität. Vom Subjekt selbst wird jedoch das Fe<strong>de</strong>rkleid<br />

nicht als Maskera<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn als etwas Authentisches bzw. wenigstens selbst<br />

Erschaffenes (śliczne żniwo mojej czaszki) wahrgenommen. Nach <strong>de</strong>r Schur<br />

empfin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Sohn als nackt und schutzlos (gołogłowy). Seine Grenzen wer<strong>de</strong>n<br />

missachtet, er wird entblößt und entmündigt, sein Fe<strong>de</strong>rmantel wird ihm vom Leibe<br />

gerissen und dies ohne Konsequenzen, in <strong>de</strong>r verlogenen Atmosphäre einer<br />

beschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n mütterlichen Liebe. 49<br />

Noch radikaler, dafür aber auf die Relation zwischen Urgroßmutter und Urenkelin hin<br />

verschoben, wird die Grausamkeit einer Mutterfigur in „Irenka“ (Irenchen, 298-300)<br />

vorgeführt. Auch dieser Vorname verweist auf einen realen Familienangehörigen<br />

Własts, und zwar auf seine Nichte, mit <strong>de</strong>r er sich, wie aus <strong>de</strong>n Briefen an die Mutter<br />

47 Vgl. auch Własts Brief an die Mutter vom 27. 06. 1909.<br />

48 Polnisch: „[Syn] powrócił do krainy i<strong>de</strong>alizacji, gdzie obcinanie włosów czynione jest dla dobra<br />

postrzyżonego, któremu wolno bawić się, dziwić, dziecinnieć i wśród zaskakujących porównań wysyłać<br />

S.O.S. – zaszyfrowane sygnały o tym, co się naprawdę stało (...).“<br />

49 Nach Eichelberger (2003) ist ein solches, auf Entmündigung basieren<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Mutter-Sohn-<br />

Beziehung auch in <strong>de</strong>r heutigen polnischen Kultur das Gängigste.<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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