Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
295<br />
immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Versuch hin, Liebe und Erotik zu transzendieren, von <strong>de</strong>r<br />
körperlichen Komponente zu befreien.<br />
Auch das drei Jahre früher publizierte Prosastück „W górach“ 90 (In <strong>de</strong>n Bergen, 153<br />
ff.) zeigt ein vergleichbares Bild <strong>de</strong>s mystischen To<strong>de</strong>s – symbolisiert ebenfalls durch<br />
einen tödlichen Blitz – und <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgeburt. Der Name <strong>de</strong>r Hauptfigur ‚Agni’ 91<br />
knüpft an ein <strong>de</strong>r indischen Philosophie (<strong>de</strong>m Vedismus und Brahmanismus)<br />
entnommenes Konzept an. Agni ist ein indischer Gott, <strong>de</strong>r als Feuer und Lebenshauch<br />
zugleich angesehen wird, <strong>de</strong>r Dämonen verbrennt und reinigt, <strong>de</strong>m man die Kraft <strong>de</strong>r<br />
Heilung und <strong>de</strong>r Tilgung von Sün<strong>de</strong>n zuschrieb. 92<br />
Die Sün<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r unbändige<br />
Wunsch nach Strafe und tiefster Erneuerung bil<strong>de</strong>n das semantische Zentrum dieses<br />
Textes. Agni verirrt sich in <strong>de</strong>n Bergen und zieht sich in eine Höhle <strong>de</strong>r<br />
Affenmenschen zurück. Die Höhle kann als Metapher für Unbewusstes und<br />
Animalisches gelesen wer<strong>de</strong>n. Agni hält dort eine Rückschau auf ihr Leben, die sich<br />
vor allem als Sün<strong>de</strong>nschau erweist, und fleht die Transzen<strong>de</strong>nz um Strafe, ewige<br />
Verdammung und Tod an: „‚Und nun bin ich zum To<strong>de</strong> verurteilt’, dachte sie<br />
erstarrend. ‚Zum To<strong>de</strong>! (…) Und zur ewigen Verdammnis. Weil dieses Leben eine<br />
Sün<strong>de</strong> war.’“ 93 (154) Die „begangenen und nicht begangenen Verbrechen“ wer<strong>de</strong>n nur<br />
an<strong>de</strong>utungsweise konkretisiert, und zwar als „Schlangen <strong>de</strong>r Ehrgeizes und <strong>de</strong>r<br />
Rache“, als „ihre wil<strong>de</strong> und hassen<strong>de</strong>, Tod und Zerstörung säen<strong>de</strong> Natur.“ 94<br />
Ausmaß <strong>de</strong>s begangenen Bösen erscheint gigantisch: In <strong>de</strong>n Erinnerungen „spukt die<br />
Hölle“. Wie in „Biesy“ richtet sich <strong>de</strong>r Fokus <strong>de</strong>r Betrachtung auch auf das von <strong>de</strong>r<br />
90 „Życie“ 1898, Nr 7.<br />
91 Denselben Namen gibt Olga Tokarczuk (1998) zwei ihrer Figuren in ihrem zeitgenössischen Roman<br />
„Dom dzienny, dom nocny“ (Taghaus, Nachthaus).<br />
92 Vgl. Bockenheim/Bednarek/Jastrzębski 1993, 8.<br />
93 Polnisch: „Otom skazana na śmierć – myślała, drętwiejąc. Na śmierć!... (…) I na wiekuiste potępienie.<br />
Bo to życie <strong>by</strong>ło grzechem.“<br />
94 Polnisch: „węże ambicji i zemsty“, „jej dzika, nienawidząca, śmierć i zniszczenia siejąca natura“. Auch<br />
das „Biesy“-Subjekt ist von <strong>de</strong>m Gedanken besessen, nur <strong>de</strong>struktive Kräfte zu besitzen, nur vernichten,<br />
nicht aber lieben zu können.<br />
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Das<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu