Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
10.2. Fratzen <strong>de</strong>r Weiblichkeit – die kastrieren<strong>de</strong> Mutter<br />
Oh, wo bist Du, die meiner Mutter,<br />
<strong>de</strong>r unerbittlichen Wächterin meiner Tugend,<br />
<strong>de</strong>n Kampf <strong>de</strong>r Göttinnen um mein Herz ansagt,<br />
um meiner Seele tiefste Sehnsüchte! (136) 23<br />
Ein äußerst ambivalentes Verhältnis zur Mutter inszeniert „Szeremere“ (131-136), ein<br />
mehrere Seiten umfassen<strong>de</strong>s, metrisch hybri<strong>de</strong>s Gedicht. Das männliche Ich ist in die<br />
Stimme eines kleinen Jungen und eines erwachsenen Mannes gespalten. Bei<strong>de</strong><br />
Stimmen richten sich an die Mutter. Liebe, Zärtlichkeit, Mitgefühl, Faszination <strong>de</strong>r<br />
Mutter gegenüber wer<strong>de</strong>n von heftigem Zorn und Ablösungswünschen unterminiert.<br />
Das entworfene Mutterbild ist sehr zwiespältig. Es ist um <strong>de</strong>n Vergleich mit <strong>de</strong>r<br />
Wolke zentriert, die ihr ‚Gesicht’ immer wie<strong>de</strong>r wechselt und, wie die in „Biesy“<br />
problematisierte Weiblichkeit, nicht fassbar ist. In Anspielung an die Ästhetik <strong>de</strong>r<br />
romantischen Balla<strong>de</strong> folgen weitere Muttervisionen <strong>de</strong>s fiebern<strong>de</strong>n Jungen. Die<br />
Mutter erhält zunächst einmal dieselben konventionalisierten Frauenbild-Attribute, die<br />
sie in Komornickas und Własts an<strong>de</strong>ren Texten und Briefen meist hat: Sie ist die<br />
Madonna, <strong>de</strong>r Engel. Der Kleine steigert sich in ein tiefes, auf vergangene Zeiten<br />
bezogenes, selbstzerstörerisches Mit- und Schuldgefühl <strong>de</strong>r Mutter gegenüber hinein:<br />
Du unterjochter Engel!<br />
Wer wagte es, diese Augen <strong>de</strong>r Madonna zu betrüben? (...)<br />
Oh, wie mein Herz schmerzt,<br />
Mutter!<br />
Für das Brechen <strong>de</strong>ines himmlischen Willens,<br />
Für <strong>de</strong>ine einstigen Lei<strong>de</strong>n! (...)<br />
O Mutter, Mutter, Mutter, wie schlecht es dir erging<br />
Auf <strong>de</strong>r Welt!<br />
O Mutter, noch heute<br />
sterbe ich daran!... (132) 24<br />
23 Polnisch: „O, gdzie jesteś Ty, która mej Matce, / Niezbłaganej Stróży mojej cnoty, / Wyda wojnę bogiń<br />
o me serce, / O najgłębsze duszy mej tęsknoty!“<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
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