Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
408<br />
<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
mystischen und metaphysischen I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Romantiker auf Komornicka, <strong>de</strong>r sich auch<br />
in ihren zu dieser Zeit heranreifen<strong>de</strong>n Wahni<strong>de</strong>en verfolgen lässt, stellt ein<br />
interessantes Forschungsfeld dar. Die Briefe <strong>de</strong>r Dichterin beginnen ihre Familie zu<br />
beunruhigen, da sie <strong>de</strong>r Realität immer entrückter wer<strong>de</strong>n, beispielsweise in<strong>de</strong>m sie<br />
Engel und Dämonen auf eine Ebene mit <strong>de</strong>r empirischen Realität stellen. 29 Immer<br />
eigenartiger wirkt auch Komornickas I<strong>de</strong>ntifizierung mit Włast:<br />
Ich bin Dein, ich bin Euer Włast. Ich liebe unser Geschlecht – und als seine Erbin for<strong>de</strong>re ich dich<br />
auf, teure Mutter, dass du so gütig sein mögest, alles für mich zu notieren, was du weißt, woran<br />
du dich erinnerst über all unsere Väter aus Vaters sowie <strong>de</strong>iner Familie. Gib mir mein Erbe –<br />
möge ich jene kennen, die mich hervorgebracht haben. (18.08.1903) 30<br />
Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Geschlechts und <strong>de</strong>r geheimen Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n leben<strong>de</strong>n und<br />
verstorbenen Familienmitglie<strong>de</strong>rn interessierte Komornicka bereits viel früher. So<br />
beschreibt sie in „Staszka“ ihre Ichfigur als beson<strong>de</strong>rs für <strong>de</strong>n Wahnsinn anfällig, weil<br />
erblich damit vorbelastet. In diesem Text taucht auch das Motiv eines unheilvollen<br />
Familiengeheimnisses auf. Staszka wächst als Halbwaise auf, in <strong>de</strong>r bedrücken<strong>de</strong>n<br />
Atmosphäre eines die Person <strong>de</strong>r verstorbenen Mutter umgeben<strong>de</strong>n Schweigens. Nur<br />
zufällig erfährt sie, dass ihre Mutter nicht eines natürlichen To<strong>de</strong>s gestorben ist,<br />
son<strong>de</strong>rn Selbstmord beging – und folgt ihr in <strong>de</strong>n Tod. Auch in „Biesy“ spielt das<br />
Motiv <strong>de</strong>r Belastung durch negative seelische Energien verstorbener Ahnen eine<br />
herausragen<strong>de</strong> Rolle. Das hier ebenfalls <strong>de</strong>m Selbstmord zustreben<strong>de</strong> Textsubjekt trägt<br />
auf <strong>de</strong>n eigenen Schultern die Sün<strong>de</strong>n seines Geschlechts. In Paris steigert sich<br />
Komornicka noch mehr in diese Vorstellungen hinein. Sie beginnt immer religiöser zu<br />
wer<strong>de</strong>n, ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit persönlicher und kollektiver Buße überzeugt, betet<br />
29 Exemplarisch für ihren allmählichen Realitätsverlust ist <strong>de</strong>r von Janion (1995) ausführlich analysierte<br />
Brief vom 29.09.1903.<br />
30 Den Brief unterschreibt Komornicka mit ‚Marja-Włast’. Polnisch: „Jam Twój, jam Wasz Włast.<br />
Kocham nasz ród – i jako jego dziedziczka, wzywam Cię, matko droga, <strong>by</strong>ś zechciała zanotować dla<br />
mnie wszystko co wiesz, pamiętasz, mówiono – o wszystkich naszych ojcach – z Ojca linii jak z Twojej.<br />
Daj mi moje dziedzictwo – niech znam tych, co mnie wydali.“<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu