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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

mystischen und metaphysischen I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Romantiker auf Komornicka, <strong>de</strong>r sich auch<br />

in ihren zu dieser Zeit heranreifen<strong>de</strong>n Wahni<strong>de</strong>en verfolgen lässt, stellt ein<br />

interessantes Forschungsfeld dar. Die Briefe <strong>de</strong>r Dichterin beginnen ihre Familie zu<br />

beunruhigen, da sie <strong>de</strong>r Realität immer entrückter wer<strong>de</strong>n, beispielsweise in<strong>de</strong>m sie<br />

Engel und Dämonen auf eine Ebene mit <strong>de</strong>r empirischen Realität stellen. 29 Immer<br />

eigenartiger wirkt auch Komornickas I<strong>de</strong>ntifizierung mit Włast:<br />

Ich bin Dein, ich bin Euer Włast. Ich liebe unser Geschlecht – und als seine Erbin for<strong>de</strong>re ich dich<br />

auf, teure Mutter, dass du so gütig sein mögest, alles für mich zu notieren, was du weißt, woran<br />

du dich erinnerst über all unsere Väter aus Vaters sowie <strong>de</strong>iner Familie. Gib mir mein Erbe –<br />

möge ich jene kennen, die mich hervorgebracht haben. (18.08.1903) 30<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Geschlechts und <strong>de</strong>r geheimen Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n leben<strong>de</strong>n und<br />

verstorbenen Familienmitglie<strong>de</strong>rn interessierte Komornicka bereits viel früher. So<br />

beschreibt sie in „Staszka“ ihre Ichfigur als beson<strong>de</strong>rs für <strong>de</strong>n Wahnsinn anfällig, weil<br />

erblich damit vorbelastet. In diesem Text taucht auch das Motiv eines unheilvollen<br />

Familiengeheimnisses auf. Staszka wächst als Halbwaise auf, in <strong>de</strong>r bedrücken<strong>de</strong>n<br />

Atmosphäre eines die Person <strong>de</strong>r verstorbenen Mutter umgeben<strong>de</strong>n Schweigens. Nur<br />

zufällig erfährt sie, dass ihre Mutter nicht eines natürlichen To<strong>de</strong>s gestorben ist,<br />

son<strong>de</strong>rn Selbstmord beging – und folgt ihr in <strong>de</strong>n Tod. Auch in „Biesy“ spielt das<br />

Motiv <strong>de</strong>r Belastung durch negative seelische Energien verstorbener Ahnen eine<br />

herausragen<strong>de</strong> Rolle. Das hier ebenfalls <strong>de</strong>m Selbstmord zustreben<strong>de</strong> Textsubjekt trägt<br />

auf <strong>de</strong>n eigenen Schultern die Sün<strong>de</strong>n seines Geschlechts. In Paris steigert sich<br />

Komornicka noch mehr in diese Vorstellungen hinein. Sie beginnt immer religiöser zu<br />

wer<strong>de</strong>n, ist von <strong>de</strong>r Notwendigkeit persönlicher und kollektiver Buße überzeugt, betet<br />

29 Exemplarisch für ihren allmählichen Realitätsverlust ist <strong>de</strong>r von Janion (1995) ausführlich analysierte<br />

Brief vom 29.09.1903.<br />

30 Den Brief unterschreibt Komornicka mit ‚Marja-Włast’. Polnisch: „Jam Twój, jam Wasz Włast.<br />

Kocham nasz ród – i jako jego dziedziczka, wzywam Cię, matko droga, <strong>by</strong>ś zechciała zanotować dla<br />

mnie wszystko co wiesz, pamiętasz, mówiono – o wszystkich naszych ojcach – z Ojca linii jak z Twojej.<br />

Daj mi moje dziedzictwo – niech znam tych, co mnie wydali.“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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