Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
Sohnes ist in diesem Gedicht die Re<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn auch, ähnlich wie in „Dobry synek“ in<br />
Bezug auf die Mutter, von <strong>de</strong>r Erlösung <strong>de</strong>s Vaters durch <strong>de</strong>n Sohn:<br />
Und mein wun<strong>de</strong>rbarer Vater wird in meinem Haus bleiben,<br />
Weil ich ihm half, zu wachsen, bevor ich selbst reifte,<br />
Weil ich ihn im Wahn <strong>de</strong>r Sehnsucht aus <strong>de</strong>m Abgrund herausrief –<br />
Weil ich sein Kern und sein Erlöser bin – und Glanz seines Ruhmes. (67) 71<br />
10.4. Własts ‚Ahnenfeier’ (Dziady) 72<br />
In „Zachcianki“ (Gelüste, 60-65), einem umfangreichen, in mehrere unterschiedlich<br />
strukturierte Abschnitte aufgeteilten Gedicht, geht Włast noch weiter: Er beschreibt<br />
das Beschenktwer<strong>de</strong>n mit einem üppig ausgestatteten Schloss und – vor allem – die<br />
Erlösung aus seiner gegenwärtigen Misere. Hier ist es nicht <strong>de</strong>r Vater, <strong>de</strong>r ihn aus <strong>de</strong>m<br />
elen<strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r Abhängigkeit von feindseligen Menschen 73 herausführen soll. Es<br />
ist im ersten Teil eine Vaterfigur – <strong>de</strong>r Greis (‚dziad’ – das wohl am stärksten<br />
vertretene Phantasma <strong>de</strong>r „Xięga“), 74 und im zweiten eine Urgroßmutter (prababka).<br />
Bei<strong>de</strong> können als symbolische Eltern interpretiert wer<strong>de</strong>n. Wie Kralkowska-<br />
Gątkowska (2002, 205) zutreffend bemerkt, spaltet sich das Subjekt zahlreicher<br />
„Xięga“-Texte in ‚puer’ und ‚senex’ – einen lernwilligen, manchmal infantilen<br />
Jungen, und einen weisen, erleuchteten „Titanen-Greis“ (Mocarz-Dziad). Auch in<br />
„Zachcianki“ kann <strong>de</strong>r Greis zum einen als utopischer Ichentwurf, zum an<strong>de</strong>ren als<br />
das Bild <strong>de</strong>r Sehnsucht nach einem begleiten<strong>de</strong>n, unterstützen<strong>de</strong>n Vater bzw.<br />
Großvater interpretiert wer<strong>de</strong>n. Von einem solchen Greis erhofft sich ‚Włast’, in<br />
71 Polnisch: „I zostanie w mym domu mój Rodzic wspaniały, / Bo mu pomogłem wzrastać, zanim sam<br />
dojrzałem, / Bom z otchłani wywołał go tęsknoty szałem – / Bom rdzeń jego i zbawca – i blask jego<br />
chwały.“<br />
72 Dieser Untertitel ist eine Anspielung auf Mickiewiczs „Dziady“ (Ahnenfeier).<br />
73 Zitat: „In einem hässlichen Land, inmitten von Menschen, die ohne Gefühl sind für mein Glück /<br />
Inmitten von Trugbil<strong>de</strong>rn, Schweigen, Zorn und unversöhnlicher Wi<strong>de</strong>rspenstigkeit!“ (60)<br />
74 Dieser Greis ist in „Zachcianki“ Ritter, Maler und Dichter, Abenteurer und liebevoller Großvater<br />
zugleich, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Geist seines Geschlechts an die Enkel weitergibt.<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu