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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

387<br />

Rebellion. Eine Ablösung von <strong>de</strong>r abweisen<strong>de</strong>n Mutter scheint sich Włast we<strong>de</strong>r im<br />

Leben erkämpfen noch in seinem „Buch“ erschreiben zu können.<br />

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist nicht von einem solchen Machtgefälle<br />

bestimmt. In einigen Gedichten entwirft Włast das Bild eines liebevollen, begleiten<strong>de</strong>n<br />

und gleichzeitig eine Autorität darstellen<strong>de</strong>n Vaters. Während die Mutter mitunter die<br />

Gestalt einer hysterischen Tyrannin annimmt, wird <strong>de</strong>r Vater meist zu einem Weisen<br />

stilisiert. Auch dies kann als ein Reflex <strong>de</strong>r realen biographischen Erfahrungen<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n. Möglicherweise konnte sich Komornicka gegen die offene<br />

väterliche Gewalt besser wehren, <strong>de</strong>nn diese war fassbarer, manifester, und damit<br />

etwas, womit man sich auseinan<strong>de</strong>rsetzen konnte, ohne dass man vor Mitgefühl für<br />

<strong>de</strong>n Aggressor handlungsunfähig wur<strong>de</strong>. Auch hat die Dichterin in <strong>de</strong>r Realität ihr<br />

Verhältnis zum Vater in einem klären<strong>de</strong>n Gespräch vor seinem To<strong>de</strong> bereinigt<br />

(Komornicka, A. 1964). Das Verhältnis zur Mutter blieb hingegen bis zum Schluss<br />

von unterschwelligen gegenseitigen Vorwürfen und uneingelösten Ansprüchen<br />

bestimmt. Dennoch gibt es Texte, in <strong>de</strong>nen ‚Włast’ eine Zwiespältigkeit gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Vater zur Sprache bringt – er fühlt sich um sein Erbe betrogen und träumt von<br />

einer Rehabilitierung. Auch hier entsteht ein schlüssiger Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Biographie. Bei <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>s väterlichen Erbes wur<strong>de</strong> Komornicka tatsächlich,<br />

anscheinend wegen vermeintlicher Unzurechnungsfähigkeit – noch vor ihrem<br />

Geschlechtswechsel – übergangen (Filipiak 2000). Die Phantasien von Rehabilitierung<br />

und Würdigung bil<strong>de</strong>n, was angesichts <strong>de</strong>r realen Lebenslage <strong>de</strong>s Autors auch nicht<br />

verwun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>n Schwerpunkt <strong>de</strong>r „Xięga“. Nicht nur vom Vater, son<strong>de</strong>rn auch von<br />

Vaterfiguren, <strong>de</strong>n Ahnen und Patriarchen, erwartet ‚Piotr’ eine Ehrung in Form eines<br />

prächtigen Schlosses. In einem solchen, jahrhun<strong>de</strong>rtealten „Nest <strong>de</strong>s Geschlechts“<br />

(gniazdo rodu) könnte er als eigenmächtiger Herr, aus <strong>de</strong>r Familientradition<br />

schöpfend, seine eigene Welt kreieren. Eine Steigerung dieser Vision bil<strong>de</strong>t in<br />

„Hymny nadziei“ das Besingen <strong>de</strong>r Hoffnung, dass je<strong>de</strong>r Mensch nach seinem To<strong>de</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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