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Brigitta Helbig-Mischewski: Ein Mantel aus Sternenstaub, Norderstedt 2005
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Anspielung auf das Muster des verlorenen Sohnes, in drei Phasen eingeteilt (1)
Kindheit, deren Wert das Text-Subjekt nicht zu schätzen wusste, (2) Verwirrungen der
Jugendzeit, (3) Rückkehr nach Hause und das Erlangen der Fähigkeit, den Wert des
‚Heimathafens’ zu schätzen. 85
Eine dramatische Rückschau auf die eigene Vergangenheit und einen Versuch ihrer
Semiotisierung stellt auch das sich über mehrere Seiten hinziehende Gedicht „Spleen“
(175-179) dar. Den Kulminationspunkt des Textes bildet eine Erinnerung an einen
signifikanten Einschnitt im Leben des lyrischen Ichs. Ab hier tauchen verstärkt
intertextuelle Bezüge zur Lyrik Komornickas aus der Zeit vor 1907 auf. Das Ich, das
sich als der „Freiwillige“ bzw. der „Jäger der Abenteuer“ (ochotnik przygód)
bezeichnet, wurde von etwas nur Angedeutetem in seinen Grundfesten erschüttert: „Es
hat mir derart den Kopf zerschmettert, / Mir derart das Herz zerrissen / dass ich bis
heute die Fetzen / nicht zusammenzufügen vermag.“ 86 (177) Durch die Anspielung auf
das in der „Chimera“-Lyrik Komornickas mehrmals auftretende Motiv des „ewigen
Freiwilligen des Lebens“ (wieczny ochotnik życia) stellt sich das lyrische Ich in
Opposition zu damals, zu seinem ehemaligen Abenteuerdrang und ungestümen
Lebensbegehren. Es entwirft sein gegenwärtiges Porträt als das eines Zerrissenen,
Zersprengten, der seine Ganzheit noch nicht wiedererlangt hat. Die nächste Station ist
die Erlangung der Demut und der Wunsch einer Wiedergeburt. In diesem
Zusammenhang wird das „Chimera“-Gedicht „Inkantacja“ 87 leicht abgewandelt zitiert:
„Ich rief: Ich will sterben! / Das alte ICH will sterben. Lasst das neue zur Welt
kommen!“ 88 (193) Als Fazit fungiert die Apologie eines kindlichen Vertrauens auf die
bevorstehende Offenbarung: „Bis an einem einzigartigen Heiligen Abend / am
85 Dieses Motiv (das Nachholen der in der Kindheit versäumten Würdigung der Eltern und des Zuhauses)
wird auch in „Zmierzch xiężycowy“ aufgegriffen.
86 Polnisch: „Tak mi spiorunowała głowę, / Tak mi rozerwała serce / Że dotąd ich szczątków / Zebrać na
nowo nie mogę.“ Das ‚Phantom’ eines erschütternden Erlebnisses – ein zerschmetterter bzw.
zerschnittener Kopf des lyrischen Ich – taucht auch in anderen Gedichten des Bandes auf.
87 Komornicka 1996, 326 („Chimera“ 1907, B. 9).
88 Polnisch: „Wołałem: „Chcę umrzeć! / Stare JA chce umrzeć, Dajcie narodzić się nowemu!“
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