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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

355<br />

fungiert – als das Projekt seiner selbst. Gleichzeitig symbolisiert er eine sanfte,<br />

liebevoll begleitete Individuation bzw. Subjektkonstitution. Es ist nicht so, dass sich<br />

‚Własts’ Sehnsucht in „Xięga“ lediglich auf die Rückkehr zum symbiotischen Zustand<br />

vor je<strong>de</strong>r Ichwerdung, Differenzierung, Kultur und symbolischer Ordnung richtet.<br />

Seine Utopie geht vielmehr dahin, die Kluft zwischen <strong>de</strong>m paradiesischen Gefühl <strong>de</strong>r<br />

Einheit und <strong>de</strong>r mit Trennung verbun<strong>de</strong>nen Individuation zu überwin<strong>de</strong>n, damit das<br />

Ichwer<strong>de</strong>n nicht im Wi<strong>de</strong>rspruch zur Geborgenheit und zum Aufgehobensein stehen<br />

muss. 79<br />

10.5. Die Lebenslegen<strong>de</strong> und die Schuld<br />

Figuren <strong>de</strong>s Vaters und <strong>de</strong>r Mutter spielen auch bei <strong>de</strong>r Überhöhung und<br />

Mythologisierung <strong>de</strong>r Kindheit in „Xięga“ eine fundamentale Rolle. Die Sehnsucht<br />

nach <strong>de</strong>m Zustand <strong>de</strong>s Aufgehobenseins im Schoß <strong>de</strong>r Familie ist das Thema <strong>de</strong>r<br />

Gedichte „Tajemnica domu Han“ (Das Geheimnis <strong>de</strong>s Hauses Han, 445-448) und<br />

„Pierwsze dzieciństwo“ (Die erste Kindheit, 448-451). Die Beziehung <strong>de</strong>r Eltern<br />

wird zu einer Idylle, sie selbst zu Heiligen, die Kindheit ‚Własts’ zum Paradies<br />

stilisiert, in welchem Engel über die Träume <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r wachen und die Natur blüht.<br />

Der Darstellung <strong>de</strong>r Kindheit dient auch das Bild <strong>de</strong>s Vogelnests: „Ich fühlte mich so<br />

geborgen wie im Ei / Im Nest <strong>de</strong>r Nachtigall im Hain <strong>de</strong>s Monats Mai.“ 80 (448) Betont<br />

wird die Frömmigkeit <strong>de</strong>r Mutter und die liebevolle Strenge <strong>de</strong>s Vaters. In „Pierwsze<br />

dzieciństwo“ <strong>de</strong>utet ‚Włast’ aber auch einen Bruch <strong>de</strong>r Idylle an, z.B. durch die<br />

Anspielung auf seine Rebellion als Jugendlicher (hulał jak opryszek) und auf das<br />

Unrecht, das ihm wi<strong>de</strong>rfahren ist: „Jedoch protestierte er / Als er dann, erwachsen, /<br />

79 Vgl. die For<strong>de</strong>rung Schillers, das Idyllische als Darstellung einer mündigen, mit <strong>de</strong>r Kultur wie mit <strong>de</strong>r<br />

Natur versöhnten zukünftigen Menschheit zu gestalten („Das I<strong>de</strong>al und das Leben“, 1795).<br />

80 Polnisch: „Tak mi zacisznie <strong>by</strong>ło jak jaju / Gniazda słowików w majowym gaju.“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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