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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

307<br />

wird das Ich enthumanisiert. Es verwan<strong>de</strong>lt sich wie in vielen Leśmian-Texten auch in<br />

Elemente <strong>de</strong>r Fauna, in kriechen<strong>de</strong> Tiere, Würmer, Käfer, Schmetterlinge:<br />

Es kriecht mein Gedanke, erinnernd,<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Grashalmen,<br />

Kriecht zwischen <strong>de</strong>n Halmen saphirfarbenen Grases<br />

Ein Gedanke wie ein Wurm –<br />

Wie ein Maikäfer, <strong>de</strong>r frisch geschlüpft,<br />

Wie ein vom Tau durchnässter Schmetterling<br />

Weiß. 126<br />

9.12. Die Umherirren<strong>de</strong>n<br />

Verwun<strong>de</strong>t ihr Körper – und Herz. – Die Seele unberührt.<br />

Gesegnet? Vielleicht. O<strong>de</strong>r vielleicht verflucht? (227) 127<br />

In Anknüpfung an das bereits analysierte Gedicht „Na rozdrożu“ (Auf <strong>de</strong>m<br />

Schei<strong>de</strong>weg) wen<strong>de</strong> ich mich <strong>de</strong>n weiblichen Gestalten in <strong>de</strong>r Lyrik Komornickas vor<br />

1907 zu, die mitten in einem Zwischenstadium, in einem Schwebezustand, als<br />

herumirren<strong>de</strong> Vagabun<strong>de</strong>n und Außenseiterinnen porträtiert wer<strong>de</strong>n. Dazu gehören<br />

u.a. das Gedicht „Ahaswera“ und die lyrisch-narrative Prosa „Intermezzo“. Bei<strong>de</strong><br />

Texte führen – wie „Biesy“ – eine weibliche Existenz vor, die mit <strong>de</strong>r Welt im<br />

Konflikt steht, für die es keinen Platz in <strong>de</strong>r Kultur gibt. Der Titel „Ahaswera“ (226<br />

ff.) 128<br />

macht <strong>de</strong>utlich, dass hier <strong>de</strong>r Archetypus <strong>de</strong>s ewigen Ju<strong>de</strong>n auf eine Frau<br />

übertragen wird. Ahaswera ist „ein Mädchen königlichen Blutes“, das durch die Welt<br />

irrt und niemals zur Ruhe kommt, sich von nieman<strong>de</strong>m aufhalten lässt, nicht weiß, wer<br />

es ist, wohin sein Weg führt, und ob es sich dabei um eine Flucht o<strong>de</strong>r eine<br />

Verfolgungsjagd han<strong>de</strong>lt. Ihre Geschichte, die eigentlich – wie in „Krzyk“ – gar keine<br />

ist, wird von einer nicht näher i<strong>de</strong>ntifizierbaren Stimme erzählt. Ihre Fremdheit in <strong>de</strong>r<br />

126 Polnisch: „Pełza myśl moja, wspominająca, / Między źdźbłami, / Pełza po źdźbłach trawy szafirowych<br />

/ Myśl jak robak – / Jak majowy żuk, wylęgły świeżo, / Jak zmoczony rosą motyl / Biały.“<br />

127 Polnisch: „Ciało jej ranne – i serce. – Dusza nietknięta. / Błogosławiona? Może. A może przeklęta.“<br />

128 „Ze szlaków duszy“, „Chimera“ 1902, B. 6, H. 18.<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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