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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

323<br />

Gegensätze und halten <strong>de</strong>r abendländischen Kultur einen Spiegel vor. Der männliche<br />

Geliebte steht, nicht nur in diesem Text, für tierische, geist- und seelenlose Lust.<br />

Visionen seines Auspeitschens und Vernichtens symbolisieren <strong>de</strong>n Drang nach <strong>de</strong>r<br />

Ausrottung <strong>de</strong>r Sexualität aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>s sprechen<strong>de</strong>n Ichs. In vielen Texten<br />

spaltet dieses Ich seine Biographie in die sündhafte Vergangenheit einerseits und das<br />

Projekt einer Heilung an<strong>de</strong>rerseits. Der Eros wird zunehmend entleibt und in <strong>de</strong>n<br />

Bereich <strong>de</strong>r Mystik transponiert. In lyrischen Prosatexten wie „Idylla“ und „W<br />

górach“ dient <strong>de</strong>r erotische Diskurs <strong>de</strong>r Inszenierung <strong>de</strong>s Begehrens Gottes, <strong>de</strong>r<br />

Beziehung zwischen Mensch und – mit Bil<strong>de</strong>rn unterschiedlicher Mythologien<br />

imaginierten – Transzen<strong>de</strong>nz. Bei<strong>de</strong> Texte antizipieren einen mystischen,<br />

gewaltsamen Tod aus <strong>de</strong>r Hand Gottes. In „Idylla“ steht die Angst vor <strong>de</strong>r<br />

Verwandlung im Vor<strong>de</strong>rgrund, in „W górach“ wird <strong>de</strong>r Wunsch nach absoluter<br />

Erneuerung und Tilgung einer geheimnisvollen Schuld übermächtig. Das Bewusstsein<br />

einer solchen Schuld wird in diesen Texten zum Motor <strong>de</strong>s mystischen Begehrens.<br />

Das Phantasma <strong>de</strong>r vollkommenen Auslöschung und <strong>de</strong>r phönixartigen Wie<strong>de</strong>rgeburt<br />

<strong>de</strong>s Subjekts erfährt vor Komornickas Geschlechtswechsel eine immense Steigerung,<br />

so z.B. in „Z chłodów“ und „Pragnienie“. Die Texte sind von einem Hass<br />

ohnegleichen gegen die bisherige I<strong>de</strong>ntität und von einem ungehemmten Wunsch nach<br />

einem I<strong>de</strong>ntitätswechsel erfüllt. Dieser wird auch als soziale Wie<strong>de</strong>rgeburt anvisiert<br />

und mit <strong>de</strong>m Motiv <strong>de</strong>s Klei<strong>de</strong>rwechsels in Verbindung gebracht. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich<br />

wird dies im Gedicht „Na rozdrożu“, das ein weibliches Subjekt ‚nackt’ auf <strong>de</strong>m Weg<br />

zu einer neuen, von <strong>de</strong>n Zwängen <strong>de</strong>r Kulturwelt befreiten Existenz präsentiert. Diese<br />

neue Existenz wird mit <strong>de</strong>r Metapher <strong>de</strong>s Mantels aus Sternenstaub <strong>de</strong>m Ich in<br />

Aussicht gestellt. In einem an<strong>de</strong>ren Gedicht ist es ein purpurrotes königliches<br />

Gewand, das sich das wie<strong>de</strong>rgeborene Ich über die Schultern werfen darf („W<br />

nieskończoności…“). Der in einigen Texten auch auf grammatischer Ebene erfolgte<br />

Geschlechtswechsel erscheint hier nicht als die vor<strong>de</strong>rgründige Intention <strong>de</strong>r<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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