Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
281<br />
schaffen. Die das Gedicht strukturieren<strong>de</strong> semantische Opposition erinnert an das<br />
Fazit <strong>de</strong>r bereits analysierten Erzählung „Z fantazyi realnych“ von Komornicka:<br />
Helena wur<strong>de</strong> zum Satan, weil es ihr nicht vergönnt war, Mensch zu sein. 46 Auch in<br />
„Bunt anioła“ hat das lyrische Ich zwischen Engel und Dämon zu wählen. Und wenn<br />
es ihm nicht vergönnt ist, ein Subjekt zu sein, dann gönnt es dies <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />
nicht.<br />
9.5. Die Liebe und die Peitsche<br />
Komornickas erotische Gedichte gehören neben <strong>de</strong>nen Bolesław Leśmians zu <strong>de</strong>n<br />
ungewöhnlichsten, bizarrsten, unheimlichsten, die <strong>de</strong>r polnische Mo<strong>de</strong>rnismus zu<br />
bieten hat. Bei bei<strong>de</strong>n Dichtern nimmt das Begehren sadomasochistische Züge an und<br />
wird einerseits mit Grausamkeiten und Gräueltaten, Mord und Totschlag, an<strong>de</strong>rerseits<br />
mit Gott und Mystik in Verbindung gebracht. In einem beson<strong>de</strong>ren Maße trifft dies auf<br />
<strong>de</strong>n Gedichtzyklus „Czarne płomienie“ (Schwarze Flammen, 192 ff.) 47 zu, und hier<br />
vor allem auf das lyrische Prosastück „Miłość“, 48 welches – wie die<br />
Märchenerzählung „Andronice“ – mör<strong>de</strong>rische Erotik präsentiert.<br />
Die lyrische Prosa „Miłość“ (Die Liebe, 197 ff.) en<strong>de</strong>t mit genau <strong>de</strong>rselben Vision<br />
wie „Bunt anioła“. Ein zorniges, berauschtes, übermächtiges Ich zieht ein an<strong>de</strong>res<br />
Geschöpf an <strong>de</strong>r Mähne in <strong>de</strong>n Abgrund, reißt es mit in <strong>de</strong>n Tod. Es ist in diesem Fall<br />
ein auch grammatisch ein<strong>de</strong>utig markiertes weibliches Subjekt, das han<strong>de</strong>lt. Das<br />
46 Zur Dualisierung <strong>de</strong>s Frauenbil<strong>de</strong>s in Engel und Dämon siehe auch das Gedicht „Stanowisko kobiety“<br />
von Jadwiga Łuszczewska (Deotyma) aus <strong>de</strong>m Jahre 1870: „Unser Jahrhun<strong>de</strong>rt! Man wird dich das große<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Frauen nennen. / Mit einer unbekannten For<strong>de</strong>rung kam die Frau zu Wort: / Bisher war<br />
sie Engel o<strong>de</strong>r Satan, / Heute will sie Mensch wer<strong>de</strong>n.“ (Wieku nasz! Ty zwan będziesz wielkim kobiet<br />
wiekiem. / Niewiasta się ozwała z żądaniem nieznanym: / Dotąd aniołem <strong>by</strong>ła lub szatanem, / Dzisiaj<br />
chce zostać człowiekiem.) Zacharska 2000, 155.<br />
47 „Chimera“ 1901, B. 4, H. 10/12, S. 164-186.<br />
48 Fragmente aus diesem Text hat Ta<strong>de</strong>usz Różewicz (1975) in sein von <strong>de</strong>r Biographie Komornickas<br />
inspiriertes Drama „Białe małżeństwo“ eingearbeitet.<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu