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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

Wandlung, son<strong>de</strong>rn als ein Mittel ihrer Dramatisierung und Zuspitzung. Aber auch<br />

zahlreiche an<strong>de</strong>re Texte porträtieren das Subjekt in einem Zwischenstadium, z.B. als<br />

Schlange, die auf eine neue Haut wartet (u.a. „Czuwanie“). Darunter befin<strong>de</strong>n sich<br />

Existenzen, die ausdrücklich für ein ‚weibliches’ Schicksal stehen, so die<br />

Protagonistinnen von „Ahasvera“ und „Intermezzo“. Bei<strong>de</strong> Frauen sind verwun<strong>de</strong>te,<br />

obdachlose, ausgestoßene Herumirren<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Dasein nicht durch die Existenz eines<br />

Mannes an ihrer Seite legitimiert wird, die in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r abendländischen Kultur<br />

keinen Platz für sich fin<strong>de</strong>n. Hier intendiert Komornicka die Aufhebung <strong>de</strong>r<br />

abendländischen Spaltung <strong>de</strong>r Frau in Engel und Dämon: Bei<strong>de</strong> Protagonistinnen sind<br />

als ‚heilig’ und ‚verdammt’ zugleich mo<strong>de</strong>lliert. In „Intermezzo“ wird auf eine<br />

folgenträchtige biographische Erfahrung Komornickas angespielt – auf ihre<br />

Demütigung durch die Sittenpolizei, die ihren lebenslangen Schuldkomplex und ihren<br />

Drang zur Distanzierung von <strong>de</strong>m mit <strong>de</strong>m Stigma <strong>de</strong>s Obszönen gebrandmarkten<br />

Geschlecht zu begrün<strong>de</strong>n scheint. Trotz ihrer literarischen Versuche <strong>de</strong>r<br />

Dekonstruktion dieses Frauenbil<strong>de</strong>s bleibt Komornicka zutiefst in seinem Bann<br />

verhaftet und damit gespalten. In ihren sowohl in formeller als auch in i<strong>de</strong>eller<br />

Hinsicht an Nietzsche anknüpfen<strong>de</strong>n Aphorismen („Z księgi…“) <strong>de</strong>nunziert sie<br />

Weiblichkeit als von Natur aus falsch, verlogen und moralisch unmündig.<br />

Männlichkeit steht hingegen, trotz <strong>de</strong>r Charakterisierung <strong>de</strong>r männlichen Figuren als<br />

schwach, geistlos und lüstern, für Mut und Tapferkeit und neues Leben. Auch diese<br />

Überzeugungen liefern <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ologischen Hintergrund für <strong>de</strong>n realen<br />

Geschlechtswechsel Komornickas.<br />

Ein neuer, für „Xięga poezji idylicznej“ richtungweisen<strong>de</strong>r Trend macht sich<br />

bemerkbar – die I<strong>de</strong>alisierung und Überhöhung <strong>de</strong>r Familie, die ebenfalls mit<br />

Komornickas biographischen Erfahrungen, ihrer frühen Rebellion, im Zusammenhang<br />

steht. In höchsten Tönen wird das patriarchalische, im Verfall begriffene Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />

Familie gelobt. In diesem Mo<strong>de</strong>ll haben die Väter Macht und geistige Autorität, die<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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