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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

bleibt ungestillt. 29 Die Verän<strong>de</strong>rbarkeit und Unberechenbarkeit <strong>de</strong>r Mutter wird<br />

explizit mit einem Begriff in Verbindung gebracht, mit <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>n heutigen<br />

feministischen Theorien ‚Weiblichkeit’ beschrieben wird – <strong>de</strong>r Maskera<strong>de</strong>. (135)<br />

In <strong>de</strong>n letzten drei Strophen verschmelzen zwei Sprechinstanzen <strong>de</strong>s Textes zu einer<br />

Stimme, die die Mutter verschleiert anklagt (hier än<strong>de</strong>rt sich auch die metrische<br />

Struktur <strong>de</strong>s Gedichtes). Es wird <strong>de</strong>utlich, dass die Mutter, aus <strong>de</strong>r Perspektive <strong>de</strong>s<br />

Sohnes betrachtet, für Weiblichkeit allgemein steht. Ihr Gesicht gleicht, so die<br />

Textmetaphorik, einer Leinwand, auf <strong>de</strong>r unterschiedliche Frauenbil<strong>de</strong>r präsentiert<br />

wer<strong>de</strong>n. 30 Dies kann be<strong>de</strong>uten, dass <strong>de</strong>r Sohn auf das Gesicht <strong>de</strong>r Mutter vollkommen<br />

fixiert und unablässig damit beschäftigt ist, ihre Masken zu <strong>de</strong>uten. Er lässt sich z.B.<br />

von ihrer Traurigkeit in eine tiefe Depression reißen, i<strong>de</strong>ntifiziert sich emotional<br />

vollkommen mit ihr. In <strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>n, vorletzten Gedichtstrophe bricht heftig und<br />

unvermittelt eine offensive Rebellion in <strong>de</strong>n Text. Der Sohn wen<strong>de</strong>t sich nun betont<br />

sich selbst zu, spricht über die Konsequenzen, die die Omnipräsenz und die<br />

Unfassbarkeit, aber auch die Giftigkeit <strong>de</strong>r Mutter für sein Leben haben:<br />

Ich wer<strong>de</strong> es nicht wagen, mit irgen<strong>de</strong>iner zu flirten,<br />

Mich zu amüsieren o<strong>de</strong>r leichtfertig zu reizen<br />

Niemals wer<strong>de</strong> ich eine heiraten<br />

<strong>de</strong>nn je<strong>de</strong> hat auf irgen<strong>de</strong>ine Art <strong>de</strong>in Profil!<br />

... Es sei <strong>de</strong>nn, ich treffe die, <strong>de</strong>ren Antlitz<br />

In keinster Weise an Dich, Mutter, erinnert! (136) 31<br />

Der Sohn erkennt sich hier als durch das Mutterbild gefesselt und droht verzweifelt<br />

mit Ablösung. Er kann sich jedoch keiner an<strong>de</strong>ren Frau zuwen<strong>de</strong>n. In je<strong>de</strong>r sieht er<br />

eine Kopie <strong>de</strong>r Mutter, ist blockiert, wartet auf eine Erlösung durch eine Geliebte „mit<br />

einem geheimnisvoll jungfräulichen Gesicht“, die seiner Mutter in nichts ähneln<br />

29 Zitat: „Dass mich gar Furcht ergreift, ob <strong>de</strong>nn zumin<strong>de</strong>st eines, / Zumin<strong>de</strong>st dieses liebste, dieses<br />

alltägliche Gesicht, / Ein wahres Gesicht <strong>de</strong>iner Seele ist.“ (141)<br />

30 Zitat: „Warum Mama, zeichnest du mir alle Frauen / wie Schatten auf eine Wand? (...) stellst sie dar auf<br />

<strong>de</strong>m wohl bekannten / geliebten Hintergrund Deines mütterlichen Antlitzes!“ (136)<br />

31 Polnisch: „Ja nie będę śmiał flitrować z żadną, / Bawić się lub drażnić lekkomyślnie / Ja się nigdy nie<br />

ożenię z żadną / Skoro każda jakimś twym profilem! / ... Chyba, że tę spotkam, co obliczem / Ciebie,<br />

Mamo, nie przypomni w niczem!“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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