Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
Opposition zu stehen: „Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r kleinen Tropfen / Wur<strong>de</strong> zu einem weißen Stern – /<br />
Er spürt nicht mehr sein Gewicht – – – / Und wiegt sich auf <strong>de</strong>n luftigen Wellen <strong>de</strong>r<br />
Unermesslichkeit.“ 132 (263) Hier wird das bereits erläuterte schöpferische Konzept<br />
einer Dichtung <strong>de</strong>monstriert, die – an<strong>de</strong>rs als in „Ból fatalny“ – nicht in Qualen<br />
geboren wird, in <strong>de</strong>r spirituelle Inhalte eine größere Relevanz haben als die ästhetische<br />
Perfektion. Darüber hinaus ist es eine Dichtung, die einen didaktischen Anspruch<br />
erhebt. In <strong>de</strong>r letzten Strophe richtet sich ‚Włast’ an die ‚Jungen’ mit einem Aufruf zur<br />
Faszination für die Engel, die in ihnen die Sehnsucht nach <strong>de</strong>m Göttlichen wach<br />
halten. 133<br />
Der Schnee aber auch <strong>de</strong>r Engel, ein Phantasma <strong>de</strong>r abendländischen Lyrik <strong>de</strong>r<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong>, 134 wer<strong>de</strong>n in „Xięga“ zu Signifikanten einer mystisch-erotischen<br />
Sinnlichkeit und Sehnsucht, so z.B. in „Linia“ (Linie, 265). 135 Auf mehreren Ebenen<br />
und in mehreren semantischen Kontexten wer<strong>de</strong>n hier vor <strong>de</strong>m landschaftlichen<br />
Hintergrund <strong>de</strong>s Grabower Parks Berührungen inszeniert. Es ist die Stun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Dämmerung (godzina five o’clocku), <strong>de</strong>r Tag berührt die Nacht. Die Äste <strong>de</strong>r Bäume<br />
greifen nach <strong>de</strong>n Sternen. Die schwarze Er<strong>de</strong> wird von <strong>de</strong>n weißen Schneestreifen<br />
berührt und in eine schwarz-weiße Landschaft verwan<strong>de</strong>lt. Der Fuß berührt <strong>de</strong>n<br />
frischen Schnee, <strong>de</strong>r Schnee knackt unter <strong>de</strong>m Fuß wie – und an dieser Stelle wird<br />
metaphorisch ein neues semantisches Feld aufgebrochen – Kekse, die eine „schlanke,<br />
junge, duften<strong>de</strong> Dame“ verspeist. Ihre Zähne berühren die Kekse, ihr Mund <strong>de</strong>n Tee.<br />
Die Sinnlichkeit dieser Szene wird durch die Instrumentalisierung <strong>de</strong>r lautlichen<br />
Ebene (u.a. durch Rekurrenzen <strong>de</strong>s Phonems ‚w’) unterstrichen. Diese Strophe, die die<br />
Dame beim Teetrinken präsentiert, erinnert insbeson<strong>de</strong>re in syntaktisch-rhythmischer<br />
132 Polnisch: „Każda jej kropla mała / Białą gwiazdą się stała – / Nie czuje swego ciężaru – – – / Kołysze<br />
się na falach powietrznego bezmiaru“.<br />
133 Das Verhältnis zwischen Mensch und Engel beruht in dieser Lyrik auf bei<strong>de</strong>rseitigem Geben und<br />
Nehmen. Dies wird in <strong>de</strong>n Gedichten „Harmonia“ (259 f.), „Protest Anioła“ (257 f.) und „Radość<br />
aniołów“ (258) sinnfällig.<br />
134 z.B. bei Rilke und Leśmian.<br />
135 An<strong>de</strong>re Beispiele: „Ta najmilsza“, „Szkice zimowe“ (264).<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu