Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
319<br />
zur Einheit mit <strong>de</strong>m mütterlichen Körper, zum ‚Semiotischen’ bzw. zur Einheit mit<br />
Gott und Natur <strong>de</strong>uten:<br />
Dann wer<strong>de</strong>n dich einst missgünstige Wolken<br />
vor <strong>de</strong>m Auge <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> schützen –<br />
Berge wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ine Brust umschließen – und von <strong>de</strong>n Gipfeln,<br />
Wohin we<strong>de</strong>r Vogel noch Nebel reichen,<br />
Fährt hernie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Feuerwagen <strong>de</strong>s Entzückens<br />
Und reißt <strong>de</strong>inen freien Geist zur Sonne. (291) 163<br />
9.15. Der sterben<strong>de</strong> Vogel<br />
Auf ähnliche Bil<strong>de</strong>r stoßen wir in „Duma“ (285 f.), 164<br />
einem fast ungereimten<br />
Gedicht, welches das mo<strong>de</strong>rnistische Motiv <strong>de</strong>s Albatros aufgreift. Auch <strong>de</strong>r Albatros<br />
ist verwun<strong>de</strong>t, entgrenzt und zwischen Himmel und Er<strong>de</strong> bzw. Himmel und Meer,<br />
man könnte auch interpretieren – zwischen Geist und Materie, Männlichkeit und<br />
Weiblichkeit zerrissen. Mit einem Flügel versucht er noch sich aus <strong>de</strong>m Wasser zu<br />
heben (eine <strong>de</strong>r häufigeren Visionen dieser Lyrik!), sich zum Himmel<br />
emporzustrecken, während <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Flügel bereits versinkt. Dieses Bild wird mit<br />
<strong>de</strong>m Kreuzsymbol parallelisiert. Auch hier fließt das Blut ununterbrochen mit einem<br />
breiten, unaufhaltsamen Strom, und es gibt nieman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schwan erlösen,<br />
heilen, in seinem Herzen „ein Nest <strong>de</strong>r Ruhe“ bauen könnte. Das ‚Nest <strong>de</strong>r Ruhe’ kann<br />
mit <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r heutigen Psychologie als das ‚Urvertrauen’ bezeichneten Phänomen in<br />
Verbindung gebracht wer<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>r Bedingung <strong>de</strong>r seelischen Stabilität eines<br />
Individuums. Dieses Urvertrauen können einem Menschen nur seine nächsten<br />
Bezugspersonen in <strong>de</strong>r frühesten Kindheit vermitteln; es kann aber u.U. auch durch<br />
eigene Bemühungen bzw. positive Erfahrungen wie<strong>de</strong>r erlangt wer<strong>de</strong>n:<br />
163 Polnisch: „Wtedy zawistne niegdyś chmury / Przed ziemi cię zasłonią okiem – / Otoczą góry pierś – a<br />
z szczytu, / Kędy nie sięga ptak ni tuman, / Ognisty zstąpi wóz zachwytu / I duch twój wolny porwie w<br />
słońce.“<br />
164 „Ze szlaków ducha“. „Chimera“ 1905, B. 9, H. 25.<br />
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