Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
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französischen Gedicht „Place aux Dames!“ auf, in <strong>de</strong>m er Partei dafür ergreift, dass<br />
Frauen zur Fe<strong>de</strong>r greifen und selbst ihre Erfahrungen verschriftlichen, anstatt sich von<br />
Männern fremdbestimmen und beschreiben zu lassen. Einige Gedichte preisen die<br />
Sinnlichkeit und Schönheit <strong>de</strong>r Frauen, lassen sich aber nicht ein<strong>de</strong>utig als<br />
Signifikanten lesbischen Begehrens <strong>de</strong>uten. Es wird auch immer wie<strong>de</strong>r auf die von<br />
<strong>de</strong>r ‚Weiblichkeit’ ausgehen<strong>de</strong>n Gefahren hingewiesen – vor allem die Gefahr <strong>de</strong>s<br />
Rauschs, <strong>de</strong>r Zähmung, <strong>de</strong>r Entmündigung, <strong>de</strong>r Grenzverwischung. Ansonsten wird<br />
Sinnlichkeit und Erotik in enger Verbindung mit fernöstlicher und christlicher Mystik<br />
auf Naturerlebnisse projiziert. Włast stilisiert sich zum Vertrauten, Liebhaber und<br />
Fürsprecher nicht nur <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mitmenschen, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Natur, <strong>de</strong>r Tiere<br />
und Pflanzen, die er abweichend von dogmatisch-christlichen Vorstellungen als <strong>de</strong>m<br />
Menschen in spiritueller Hinsicht zumin<strong>de</strong>st ebenbürtig betrachtet. Natur und Kultur<br />
bil<strong>de</strong>n aus Własts Sicht in <strong>de</strong>r menschlichen Existenz eine Einheit. Sie sind, wie im<br />
Gedicht „Sztuka i natura“ expliziert, <strong>de</strong>r Kokon, in <strong>de</strong>ssen Geborgenheit ein<br />
menschlicher ‚Embryo’ am besten heranreifen und sich auf eine neue Geburt auf einer<br />
höheren Entwicklungsstufe vorbereiten kann. In dieser Konzeption bil<strong>de</strong>n das<br />
Aufgehobensein und die Einheitsgefühle einerseits und Individuation und<br />
Persönlichkeitsbildung an<strong>de</strong>rerseits keine Gegensätze. „Xięga“ ist voller chiffrierter<br />
Bil<strong>de</strong>r spiritueller Sehnsucht – dazu gehören Natur- und Kosmoselemente,<br />
mythologische Gestalten und Motive, Figuren <strong>de</strong>r Engel und <strong>de</strong>r Greise.<br />
Diese Seligkeit und Hoffnung vermitteln<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n mitunter durch <strong>de</strong>n<br />
Einbruch <strong>de</strong>s Schreckens gestört. Hin und wie<strong>de</strong>r gewährt Włast <strong>de</strong>m Leser einen<br />
Einblick in sein konfliktreiches Leben in Grabów und öffnet, um sich <strong>de</strong>r Metaphorik<br />
<strong>de</strong>s Gedichtes „Wizyta doktorska“ zu bedienen, die ‚Särge <strong>de</strong>r Vergangenheit’: Es<br />
tauchen literarische Reminiszenzen aus <strong>de</strong>n Irrenhausaufenthalten auf, die Własts<br />
früheres Leben ‚zersprengt’ haben. In grotesk verfrem<strong>de</strong>ten Bil<strong>de</strong>rn erteilt sich <strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>n Kliniken jeglicher Selbstbestimmung Beraubte das Wort. Er erhebt sich zu einem<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu