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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
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abgeneigt. Das Publizieren war jedoch genauso wenig das Ziel seiner Bemühungen<br />
wie die – von <strong>de</strong>r jungen Komornicka so begehrte – Anerkennung durch die<br />
Institution <strong>de</strong>r Literaturkritik. Die Texte Własts sind <strong>de</strong>mentsprechend meist nicht so<br />
perfektionistisch wie die Komornickas. Ihre Konstruktion ist nicht so straff, sie wirken<br />
mitunter ‚geschwätzig’ und ‚nachlässig’. Weltanschaulich sind sie statischer und<br />
homogener, Wertkonflikte wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Textoberfläche meist geglättet. Diese<br />
Dichtung will nicht mit ihrer raffinierten und unhinterfragbaren Literarizität bestechen<br />
und hebt sich damit sowohl vom Ästhetizismus <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> als auch vom<br />
Konstruktivismus und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren avantgardistischen Strömungen <strong>de</strong>r polnischen<br />
Zwischenkriegslyrik ab. In einigen Fällen wirkt sie, durch <strong>de</strong>n Einsatz von stark<br />
konventionalisierten, abgegriffenen Vers-, Reim- und metrischen Formen, aber auch<br />
von bestimmten noch aufzuzeigen<strong>de</strong>n Motiven, die Äquivalenzen mit <strong>de</strong>m Weltbild<br />
<strong>de</strong>r Schizophrenen aufweisen (Kępiński 1992), banal, infantil, <strong>de</strong>fizient. 7<br />
Insofern<br />
hatte Pigoń (1964) mit seinem vernichten<strong>de</strong>n ästhetischen Verdikt über „Xięga“ 8 nicht<br />
ganz Unrecht – auch wenn es aus feministischer Sicht schwer fällt, <strong>de</strong>m zuzustimmen.<br />
Nimmt man als Literaturkritiker(in) die Perspektive <strong>de</strong>r im 19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
gelten<strong>de</strong>n ästhetischen Maßstäbe an, erscheint es tatsächlich möglich, über einen Teil<br />
dieser Texte ein Urteil zu fällen, wie es Lange (1992, 198) über <strong>de</strong>n späten Höl<strong>de</strong>rlin<br />
formulierte: „Höl<strong>de</strong>rlin, <strong>de</strong>r Dichter, schwieg, was blieb, war ein etwas verschrobener<br />
Verseschmied und Reimemacher.“ An<strong>de</strong>rerseits jedoch bestechen zahlreiche „Xięga“-<br />
Texte durch die Generierung eines bizarren, grotesken Weltbil<strong>de</strong>s, das an Leśmian,<br />
Gałczyński, Gombrowicz o<strong>de</strong>r Schulz <strong>de</strong>nken lässt, durch einen neuen, bei <strong>de</strong>r jungen<br />
Komornicka nicht vertretenen Diskurs, <strong>de</strong>r Erhabenes mit <strong>de</strong>m Trivialen verschränkt,<br />
gesellschaftliche Nachfrage.“ (Brief von Komornicka an Zahrtowa vom 08.10.1947. Korrespon<strong>de</strong>nz von<br />
Zofia Villaume-Zahrtowa in: Biblioteka Główna Uniwersytetu Marii Curie-Skłodowskiej in Lublin,<br />
Signatur 178.) Zur Aufnahme <strong>de</strong>r „Xięga“ durch Zofia Nałkowska vgl. Nałkowska 1975, 96.<br />
7 Vgl. Sosnowski 1993.<br />
8 Zimand (1984, 138) hingegen beurteilt die ästhetische Leistung <strong>de</strong>s „Buches…“ durchaus positiv: „Die<br />
Gedichte im ‚Buch <strong>de</strong>r idyllischen Poesie’ sind so wie sie sind nicht weil P.O.W. keine Gedichte<br />
schreiben konnte, son<strong>de</strong>rn gera<strong>de</strong> weil er es konnte, schrieb er sie eben so, wie er sie haben wollte.“<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu