Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
– um ihre Kun<strong>de</strong>n dadurch noch mehr zu erregen. Sie taten dies überwiegend in <strong>de</strong>m<br />
Bewusstsein, ihr ‚authentisches’ Geschlecht zu verschleiern, an<strong>de</strong>re zu täuschen bzw.<br />
ihren Emanzipationswillen zu <strong>de</strong>monstrieren und bewegten sich damit zwischen <strong>de</strong>n<br />
Polen <strong>de</strong>r Maskierung und <strong>de</strong>r Maskera<strong>de</strong>. Die männliche Kleidung, und insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Hose, ist in <strong>de</strong>r abendländischen Kultur ein Symbol <strong>de</strong>r Macht und <strong>de</strong>r Freiheit.<br />
Bis heute spricht man, wie Lehnert (1997, 31) in diesem Zusammenhang zu Recht<br />
betont, noch davon, dass jemand in einer Beziehung ‚die Hosen anhat’. Erst seit <strong>de</strong>n<br />
20er Jahren <strong>de</strong>s zwanzigsten Jahrhun<strong>de</strong>rts avancierte die Hose zum Kleidungsstück<br />
<strong>de</strong>r Frauen. Bis vor hun<strong>de</strong>rt Jahren galt sie bei Frauen als Symptom sexueller<br />
Abartigkeit und damit als anrüchig und lasterhaft.<br />
Maria Komornicka war nicht <strong>de</strong>r Ansicht, mit ihrer männlichen Kleidung ihr „wahres“<br />
Geschlecht zu verschleiern, son<strong>de</strong>rn – ganz im Gegenteil – ihr authentisches<br />
Geschlecht damit nach außen sichtbar zu machen. Bei oberflächlicher Betrachtung<br />
nähert sie sich damit <strong>de</strong>m Selbstverständnis <strong>de</strong>r Transsexuellen (Dekker, van <strong>de</strong> Pol<br />
1989, 83 ff.). Was ihren Fall allerdings zu einer kaum klassifizierbaren Kuriosität<br />
macht, ist die Betonung <strong>de</strong>r geistigen Dimension <strong>de</strong>r angestrebten Männlichkeit, ihre<br />
Verbindung mit <strong>de</strong>m Lebensentwurf <strong>de</strong>s Mystikers, Dichters und Propheten, die<br />
Überzeugung, eine Reinkarnation eines Vorfahren zu sein, vor allem aber <strong>de</strong>r<br />
übermächtige Wunsch nach <strong>de</strong>r vollkommenen Auslöschung <strong>de</strong>r gesamten alten<br />
I<strong>de</strong>ntität (nicht nur ihres geschlechtlichen Aspekts). Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten dieses<br />
Geschlechtswechsels, die ihn sowohl von <strong>de</strong>n prototypischen Fällen von<br />
Transsexualismus als auch von Transvestismus unterschei<strong>de</strong>n, gehört auch die<br />
Einbindung <strong>de</strong>s Geschlechts in ein metaphysisches System, innerhalb <strong>de</strong>ssen es nur<br />
eine bestimmte Entwicklungsstufe in <strong>de</strong>r menschlichen Existenz markiert und mit <strong>de</strong>r<br />
mentalen Kraft verän<strong>de</strong>rt bzw. gar gänzlich überwun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kann (vgl. das Motto<br />
<strong>de</strong>s Schlusswortes). An eine operative Korrektur war zu Komornickas Lebzeiten<br />
sicherlich nicht zu <strong>de</strong>nken – mit ihrem Glauben an die Kraft <strong>de</strong>s Geistes hätte sie diese<br />
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<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu