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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

die Geborgenheit <strong>de</strong>r Kindheit und die von <strong>de</strong>n Eltern erfahrene Liebe herauf. Damit<br />

scheint er seine frühe Rebellion gegen die Familie quasi ungeschehen machen zu<br />

wollen. Es wer<strong>de</strong>n auch Bil<strong>de</strong>r einer tiefen Verbun<strong>de</strong>nheit und Liebe zwischen <strong>de</strong>n<br />

Eltern entworfen (dies ist auch in <strong>de</strong>n Briefen Własts an die Mutter <strong>de</strong>r Fall) –<br />

offensichtlich als Versuch einer Korrektur <strong>de</strong>r Realität, die von Ablehnung und Kälte,<br />

zumin<strong>de</strong>st seitens <strong>de</strong>r Mutter, geprägt gewesen zu sein scheint. ‚Włast’ in <strong>de</strong>r Rolle<br />

<strong>de</strong>s lyrischen Ich übernimmt in einigen Texten die Aufgabe, seine Eltern zu erfreuen<br />

und zu erlösen, so, als ob diese in <strong>de</strong>r Realität unglücklich und in schwere Konflikte<br />

verwickelt gewesen wären. Das Phantasma, die Eltern wie<strong>de</strong>r zueinan<strong>de</strong>r zu bringen<br />

und von ihrer gegenseitigen Liebe zu überzeugen, gehört auch zu Własts ‚Wahnwelt’,<br />

wie er sie in <strong>de</strong>n Briefen aus <strong>de</strong>n Irrenanstalten verbalisierte. Die Figur <strong>de</strong>r Mutter<br />

spielt in „Xięga“ eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle. Ihr ist das Werk gewidmet, und sie wird<br />

in <strong>de</strong>r Widmung als ‚Mama’ angesprochen. Ihre „Xięga“-Bil<strong>de</strong>r sind von tief<br />

greifen<strong>de</strong>n Kontrasten bestimmt. Einerseits wird sie als Engel <strong>de</strong>r Kindheit und heilige<br />

Matrone i<strong>de</strong>alisiert und mit überschwänglicher Zärtlichkeit porträtiert, an<strong>de</strong>rerseits<br />

kreisen starke Aggressionen <strong>de</strong>s lyrischen Ich (vor allem Zorn und Wut) um ihre<br />

Person, die mitunter als völlig unberechenbar und vor allem als kastrierend in<br />

Erscheinung tritt. Einige Texte lassen sich als verschleierte Anklage und Karikatur <strong>de</strong>r<br />

Mutter interpretieren. Sie ist diejenige, die <strong>de</strong>n Sohn nicht erwachsen wer<strong>de</strong>n lässt und<br />

in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis verwickelt. Eine Rebellion ist nicht möglich,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Sohn ist von diffusen Schuldgefühlen gegenüber <strong>de</strong>r Mutter wie gelähmt und<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert sich ungewöhnlich stark mit all ihren Gemütsregungen. Diese Gedichte, in<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Sohn einen sehr infantilen Eindruck macht, sind auch in formaler Hinsicht<br />

nicht beson<strong>de</strong>rs anspruchsvoll, frappieren aber durch ihre grotesken und absur<strong>de</strong>n<br />

‚Versatzstücke’. Die Herausbildung einer eigenen I<strong>de</strong>ntität jenseits <strong>de</strong>r Mutterbil<strong>de</strong>r,<br />

ob als Sohn o<strong>de</strong>r Tochter, erweist sich als genauso unmöglich wie die offene<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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