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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

Zwischen 1900 und 1903 entwickelt sich Komornicka zu einer erfolgreichen Dichterin<br />

und macht sich große Hoffnungen auf diesem Gebiet. 23 Für die Signierung ihrer<br />

Rezensionen in „Chimera“ schlägt ihr die Mutter das Pseudonym Piotr Włast vor, und<br />

Maria beginnt, sich für <strong>de</strong>n Vorfahren zu interessieren. Trotz <strong>de</strong>r engen Beziehung zur<br />

Mutter verliebt sie sich noch einmal und erlebt ein weiteres Drama, <strong>de</strong>nn ihre, wie<br />

Aniela betont, platonische Beziehung zu einem Freund ihres jüngeren Bru<strong>de</strong>r Franio<br />

en<strong>de</strong>t tragisch: Gucio Walewski stirbt. Bereits vor ihrer Faszination für Gucio kann<br />

sich Maria, wenn man Własts autobiographische Verserzählung „Czartołania i Seni“<br />

als das Textkorrelat dieser realen Beziehungsgeschichte auffasst, als befleckt und<br />

unwürdig erlebt haben. 24 Unter Rückgriff auf einige, im Zusammenhang mit „Xięga“<br />

bereits besprochene literarische Motive legt Kralkowska-Gątkowska (2002) nahe, dass<br />

Komornicka möglicherweise eine Abtreibung hinter sich hat. Die literarischen<br />

‚Belege’ sind zwar überzeugend, doch kann ihnen auch hier <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utige<br />

Beweischarakter nicht zuerkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Briefen aus diesem Zeitraum manifestiert sich eine wachsen<strong>de</strong> Distanz<br />

gegenüber <strong>de</strong>m weiblichen Geschlecht mit seiner vermeintlichen Verlogenheit und<br />

Neigung zu Flirts. In einem von ihnen äußert Komornicka sogar <strong>de</strong>n Wunsch, sich von<br />

ihrem Geschlecht zu distanzieren, für etwas ‚dazwischen Liegen<strong>de</strong>s’ zu gelten, we<strong>de</strong>r<br />

Mann noch Frau zu sein. In einem an<strong>de</strong>ren bezeichnet sie sich als Tochter und Sohn<br />

zugleich:<br />

(...) es wimmelt hier von Menschen o<strong>de</strong>r vielmehr von Frauen – es ist zum Verzweifeln. Man<br />

stößt auf Gruppen von neun o<strong>de</strong>r zwölf Weibern, inmitten <strong>de</strong>rer mit halb beschämter und halb<br />

stolzer Miene eine abgezehrte [männliche] Gestalt im Gehrock eilt. Ich tue, was ich kann, um<br />

zumin<strong>de</strong>st für etwas dazwischen Liegen<strong>de</strong>s zu gelten. Dennoch hat dies bisher noch niemand<br />

durchschaut. [Hervorh. B. H.-M.] (29.08.02) 25<br />

23 Ihre literarischen Texte schreibt sie zum Teil für die Mutter – so z.B. die Märchenerzählung „O ojcu i<br />

córce“, mit <strong>de</strong>m i<strong>de</strong>alisierten Porträt Anna Komornickas, aber auch <strong>de</strong>n unvollen<strong>de</strong>ten Roman „Halszka“.<br />

24 In <strong>de</strong>m noch vor <strong>de</strong>r Beziehung mit Gucio geschriebenen Prosastück „Biesy“ wer<strong>de</strong>n lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />

Beziehungen <strong>de</strong>s Textsubjekts zu Männern als äußerst enttäuschend dargestellt und mit ‚Schmutz’ bzw.<br />

‚Müllhaufen’ in Verbindung gebracht.<br />

25 Polnisch: „(...) namnożyło się ludzi, a raczej kobiet, których liczba jest rozpaczliwa. Spotyka się<br />

gromady po dziewięć i dwanaście bab, wśród których z miną na poły zawstydzoną, na poły dumną mknie<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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