Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
285<br />
dar. Beispielhaft führt das Gedicht die Abspaltung <strong>de</strong>s Sakralen vom Erotischen in <strong>de</strong>r<br />
abendländischen Kultur vor: 58<br />
Du hast mich mit <strong>de</strong>inen Blicken geschän<strong>de</strong>t und musst sterben. Du hast mich mit <strong>de</strong>r Schmach<br />
<strong>de</strong>iner Worte geschän<strong>de</strong>t und musst sterben. Du hast mich durch <strong>de</strong>ine entwürdigen<strong>de</strong>n<br />
Berührungen geschän<strong>de</strong>t und es gibt keine Tortur, die ich nicht ersänne, um dich ihr auszusetzen.<br />
Es gibt keine Rache, die es vermag, die Gier meines Hasses zu stillen. Es gibt keine To<strong>de</strong>squal,<br />
die lang genug dauerte, um das Sterben meines Geistes zu vergelten, <strong>de</strong>n das wahnsinnige<br />
Verlangen nach dir vergiftete. (199) 59<br />
Gleichzeitig usurpiert das weibliche Subjekt das Recht zu durchaus männlichen<br />
Phantasien. Es tritt aus <strong>de</strong>m Objektstatus heraus, es spricht über sein Begehren und<br />
imaginiert sich als Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> – Verführerin, Herrscherin, Verfolgerin, wil<strong>de</strong>r<br />
Indianer. Über das Paradigma <strong>de</strong>r Zerstörung kommt es jedoch auch hier nicht hinaus.<br />
Die Sexualität bleibt in <strong>de</strong>n Schuldkomplex verstrickt. 60 Dabei kann die Figur <strong>de</strong>s<br />
Geliebten als Metapher für die Anteile <strong>de</strong>r eigenen Psyche <strong>de</strong>s weiblichen Ichs<br />
interpretiert wer<strong>de</strong>n, die es von sich abspalten will – für das eigene Begehren. 61 Dann<br />
wür<strong>de</strong> sich das Auspeitschen und Töten auf das Projekt <strong>de</strong>r Ausrottung <strong>de</strong>r<br />
Sinnlichkeit aus <strong>de</strong>m eigenen Leben beziehen. Aber auch bei <strong>de</strong>r Bevorzugung dieser<br />
Lesart, die sich beson<strong>de</strong>rs schlüssig mit <strong>de</strong>r weiteren Biographie Komornickas fügt,<br />
erscheint es nicht unerheblich, dass die Dichterin, an<strong>de</strong>rs als Berent, Przy<strong>by</strong>szewski<br />
58 Vgl. Eichelberger 1997, 64 ff.<br />
59 Polnisch: „Pokalałeś mnie oczyma swymi – i musisz zginąć. Pokalałeś mnie bluźnierstwem słów – i<br />
musisz zginąć. – Pokalałeś mnie zniewagą dotknięcia – i nie ma tortury, której nie wymyślę dla ciebie.<br />
Nie ma zemsty zdolnej wyczerpać moją żądzę nienawistną. Nie ma konania dość długiego, <strong>by</strong> okupiło<br />
konanie mego ducha w szale tego pożądania, w otruciu żądzą ciebie.“<br />
60 Von einem solchen Schuldkomplex wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Frauen begleitet, die sexuellen Missbrauch<br />
erlitten haben bzw. <strong>de</strong>nen bereits von <strong>de</strong>n Eltern Misstrauen auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Sexualität<br />
entgegengebracht wur<strong>de</strong> (Unterstellung potenzieller sexueller Zügellosigkeit). Ein Mann, <strong>de</strong>r einer<br />
solchen Frau mit Liebe begegnet, wird, so Eichelberger (1997, 49), „halb bewusste Gefühle <strong>de</strong>r (…)<br />
Verachtung in ihr wecken“.<br />
61 Zitat: „Seelenloser Dämon <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>nschaft, Sün<strong>de</strong> meines Geistes, tödlich schöne Blume meiner<br />
Begier<strong>de</strong> (...).“ (200)<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu