Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de
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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />
begleitet von gewaltigen Gewissenskonflikten – veranlasst sie dazu, die Familie zu<br />
i<strong>de</strong>alisieren und zu überhöhen. Dieser in <strong>de</strong>n Aphorismen eingeleitete Trend wird sich<br />
in „Xięga poezji idyllicznej“ als tonangebend erweisen.<br />
Zur gesellschaftlichen Rolle <strong>de</strong>r Frau äußert sich Komornicka in <strong>de</strong>n Aphorismen<br />
wi<strong>de</strong>rsprüchlich. Einerseits beschwört sie eine neue, sich anbahnen<strong>de</strong> Harmonie<br />
zwischen <strong>de</strong>n Geschlechtern herauf, die darauf beruhen soll, dass die Frauen nun<br />
führen<strong>de</strong> Funktionen in <strong>de</strong>r Gesellschaft übernehmen: „Von <strong>de</strong>n geschwächten<br />
Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Herren geht das Zepter über in die ausgeruhten <strong>de</strong>r Sklavinnen;<br />
‚unbewusste Lilien’ verwan<strong>de</strong>ln sich in ‚<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Rosen’“. 148 (267) Dann gibt es aber<br />
auch Äußerungen, die dieser so gern im feministischen Kontext zitierten Aussage zu<br />
wi<strong>de</strong>rsprechen scheinen und misogyne Töne anschlagen, die mitunter <strong>de</strong>nen<br />
Nietzsches und Weiningers zum Verwechseln ähnlich sind:<br />
Selbst in <strong>de</strong>r vornehmsten, stolzesten Frau ist so etwas wie die Gefälligkeit einer Kupplerin, eine<br />
gewisse wache Dienstfertigkeit, eine gewisse unterwürfige Übereiltheit, die beunruhigend ihre –<br />
nie<strong>de</strong>re – Herkunft aufleuchten lässt. (268) 149<br />
Hier wird das im Prozess <strong>de</strong>r Sozialisation gelernte Verhalten <strong>de</strong>r Frauen<br />
(Unsicherheit, Schwierigkeiten sich abzugrenzen, sich zu behaupten, ‚nein zu sagen’)<br />
naturalisiert bzw. sogar metaphysisch begrün<strong>de</strong>t. Dies scheint einer <strong>de</strong>r zentralen<br />
Beweggrün<strong>de</strong> für Komornickas Geschlechtswechsel zu sein. Wenn nämlich die<br />
Überzeugung von <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>ren Abstammung <strong>de</strong>r Frau ernst genommen wird, dann<br />
kann jemand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Anspruch erhebt, Mystiker und Dichter zu sein, unmöglich<br />
gleichzeitig eine Frau sein. Dazu Maria Janion (1996, 229): „Schon immer wollte sie<br />
[Komornicka] Künstler, Dichter, Kritiker, Philosoph, Guru, Priester sein – dies<br />
erfor<strong>de</strong>rte allerdings die Aufgabe <strong>de</strong>r Kondition <strong>de</strong>r Frau, die all dies nicht sein konnte<br />
Bei<strong>de</strong> Lesarten können u.a. auf die Gedichte „Oto mi z oczu spływa kraina“ (303), „Zakołatałam do<br />
pustej chaty“ (305) o<strong>de</strong>r „Cienie“ (308) bezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
148 Polnisch: „Z nadwątlonych rąk panów berło przechodzi do wypoczętych niewolnic; – ‚nieświadome<br />
lilie’ zmieniają się w ‚myślące róże’“.<br />
149 Polnisch: „W najwytworniej dumnej kobiecie nawet – jest pewna uprzejmość stręczycielska, pewna<br />
czujna usłużność, pewna pochopność służalcza, która niepokojąco rozświetla jej pochodzenie – niższe.“<br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />
<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu