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Copyright by Brigitta Helbig-Mischewski - Helbig-mischewski.de

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<strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong>: Ein Mantel aus Sternenstaub, Nor<strong>de</strong>rstedt 2005<br />

Subjektentwürfe nach <strong>de</strong>m romantischen Muster kreieren, wie wir sie von Frauen in<br />

<strong>de</strong>r polnischen Literatur <strong>de</strong>s 19. und beginnen<strong>de</strong>n 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts sonst nicht kennen.<br />

Dazu gehört u.a. „Bunt anioła“ (Die Rebellion <strong>de</strong>s Engels, 147). 37 Der Engel, das<br />

lyrische Ich, gibt sich (nicht nur) auf <strong>de</strong>r grammatischen Ebene als männlich zu<br />

erkennen. Auch hier, wie schon in „Biesy“, ist sein schrecklicher Lebenshunger das<br />

Movens <strong>de</strong>s Geschehens. Dieser Lebenshunger, die Sehnsucht nach einem Leben in<br />

Hülle und Fülle, mutiert in „Bunt anioła“ zum Begehren von Glück, Ruhm und Macht:<br />

„Ich wer<strong>de</strong> meinen furchtbaren Hunger mit <strong>de</strong>r bislang verachteten Kost stillen (...).“ 38<br />

(150) Der zutiefst enttäuschte und daher rebellieren<strong>de</strong> Engel verkün<strong>de</strong>t pathetisch<br />

seinen Bruch mit seinem bisherigen, von Leid und Masochismus geprägten Leben und<br />

seinen Sturz in eine dämonische Seinsweise: „[Die Welt] wird in seinem Herrn <strong>de</strong>n<br />

Teufel erblicken – und <strong>de</strong>n Erzengel in ihm verlieren!“ (150) / „Und selbst die Tauben<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n zischen<strong>de</strong>n Hohn <strong>de</strong>s Satans in mir hören.“ 39 (151) Sein ehemals heiliges,<br />

auf Gott gerichtetes Begehren pervertiert zu Herrschsucht, Eroberungs- und<br />

Rachegelüsten, aber auch zum Verlangen nach dionysischem Rausch, Wahn und<br />

Vergessen. Dieses gebieterische Subjekt entwirft Visionen <strong>de</strong>r Inbesitznahme <strong>de</strong>r<br />

Welt. Die Menschen sollen sich in „Medien seines schrecklichen Willens“ verwan<strong>de</strong>ln<br />

und seinen Befehlen folgen. (148) Es erlebt ekstatische Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Machtrausches:<br />

„Die Welt gehört mir! Gehört mir! In mir tobt die Begier<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Eroberers!“ 40 (150),<br />

verwirft brutal Symbole eines christlichen Lebenswan<strong>de</strong>ls, kreiert sich zum König und<br />

Henker: „Genug <strong>de</strong>s Martyriums! Genug <strong>de</strong>r Kreuze, auf die ich je<strong>de</strong>n Tag geschlagen<br />

wer<strong>de</strong>. / Ich trete die Dornenkronen nie<strong>de</strong>r, die das Blut <strong>de</strong>s lebendigen Geistes<br />

saugen!“ 41 (150) Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um einen Racheakt gegenüber <strong>de</strong>r Welt. Lange<br />

37 „Życie“ 1897, Nr. 7.<br />

38 Polnisch: „Ja głód swój straszny nakarmię gardzoną aż dotąd strawą (…).“<br />

39 Polnisch: „[Świat] <strong>de</strong>mona ujrzy w swym panu – straciwszy w nim archanioła!“ / „I głusi usłyszą<br />

chichot szatanów syczących we mnie!“<br />

40 Polnisch: „Świat do mnie! do mnie należy! Zdo<strong>by</strong>wcy żądzę mam w sobie!“<br />

41 Polnisch: „Męczeństwa dość! i tych krzyżów, na których zawisa co dnia. / Depcę korony cierniowe,<br />

pijące żywą krew mózgu!“<br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong><br />

<strong>Copyright</strong> <strong>by</strong> <strong>Brigitta</strong> <strong>Helbig</strong>-<strong>Mischewski</strong> 2005 / www.helbig-<strong>mischewski</strong>.eu

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