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Die Planung wurde im Jahre 1975 von einer neuen Konzeption,<br />
nämlich der Umgestaltung des Gesamtheims in ein »heilpädagogisches<br />
Jugendheim für männliche Jugendliche«, überholt.<br />
Neugründung von Kleinheimen in<br />
Bremerhaven und Bremen<br />
Eine besondere Position in der bremischen Heimerziehung<br />
nahmen die Neugründungen von Kleinheimen in Bremerhaven<br />
und Bremen ein: Seit 1960 waren dies die Familienkinderheime<br />
des »Freundeskreises für Familienkinderheime« und ab 1970<br />
das Kinderkleinstheim Reddeck. Sie nahmen Entwicklungen<br />
vorweg, die sich auf breiter Ebene erst nach 1975 durchsetzten.<br />
Die Familienkinderheime des »Freundeskreises für Familienkinderheime«<br />
Donnern und Am Klint in Bremerhaven gehen<br />
auf die Privatinitiative der Familie eines Bremerhavener Kaufmanns<br />
zurück. Nach einer Vereinsgründung wurden seit 1960<br />
sowohl Kinder im Haus Donnern als auch im Stadthaus der<br />
Familie Am Klint aufgenommen. Man hatte sich dafür entschieden,<br />
Kindern, »die ein geordnetes Familienleben entbehren müssen«<br />
und »die in einem größeren Rahmen Anschluss an eine Normalentwicklung<br />
nicht ohne weiteres finden können«, die »elterliche<br />
Ordnung in einem kleinen überschaubaren Raum« und mit festen,<br />
mit den Kindern zusammen lebenden, Bezugspersonen zu<br />
schaffen. 348 Gedacht wurde je Haus an höchstens 15 Kinder bei<br />
drei Bezugspersonen je Heim. In der Praxis der beiden Bremerhavener<br />
Häuser ließ sich dies allerdings zunächst nicht realisieren.<br />
Es wurden zunächst, trotz des bewusst niedrig gehaltenen<br />
Pflegesatzes, zu wenig und primär schwer hospitalisierte Kinder<br />
aus den Säuglingsheimen zugewiesen. Das wiederum verhinderte<br />
den Aufbau altersgemischter Kleingruppen. Vor allem aber<br />
konnte auch hier der Personalbedarf nicht gedeckt werden.<br />
Neben der Hausmutter stand für die ersten neun Kinder im<br />
Haus Am Klint nur noch eine Kinderpflegerin zur Verfügung.<br />
Mitte der 1960er Jahre zeichnete sich dann aber eine zunehmende<br />
Stabilisierung ab. Zwar wurde vom Bremer Landesjugendamt<br />
immer mal wieder das zu geringe und zu unqualifizierte<br />
Personal kritisiert, dennoch zeigte sich die Aufsichtsbehörde<br />
rückblickend zufrieden. In einem Heimaufsichtsprotokoll hieß<br />
es 1967: »Es wurde deutlich, dass man sich in dieser Einrichtung<br />
(Am Klint) um eine möglichst familiennahe Erziehung bemüht.«<br />
Anfang der 1970er Jahre fanden beide Heime, bei Beibehaltung<br />
der Ursprungsideen, zu einem partiell neuen Aufgabenverständnis.<br />
Während das Haus Donnern unter der Leitung einer<br />
Heilpädagogin zunehmend geistig und körperlich behinderte<br />
Kinder sowie Kinder mit erheblichen Lernschwierigkeiten aufnahm,<br />
stellte man sich im Haus Am Klint auf eine neue Kinderund<br />
Jugendgeneration mit anderen Bedürfnissen und Interessen<br />
ein. Beide Heime reduzierten die Kinderzahl auf acht bis<br />
neun, verbesserten den Personalbestand und suchten vermehrt<br />
die Unterstützung externer Experten. Der Verein verlegte<br />
die Heime 1978 in den Kasseler Raum, in dem er seit längerer<br />
Zeit seinen Sitz hatte.<br />
1964 eröffneten zwei ehemalige Erzieherinnen aus Bremerhaven<br />
ein weiteres Familienkinderheim unter gleicher Trägerschaft<br />
als Familienkinderheim Blumenthal in Bremen. Anders<br />
als die Bremerhavener Heime blieb das Heim Blumenthal personell<br />
durchgehend stabil. Seit den frühen 1970er Jahren wurden<br />
dem Heim auch Kinder zugewiesen, die auf eine Adoption<br />
vorbereitet werden sollten. Auch dieses Heim entwickelte sich<br />
zu einem heilpädagogisch orientierten Kleinheim mit einer festen<br />
Kindergruppe. 349<br />
Ein weiteres, privates Kleinheim, das Kinderkleinstheim Reddeck,<br />
ging aus einem 1970 gegründeten Pflegenest mit vier<br />
Pflegekindern und drei eigenen Kindern in Bremerhaven hervor.<br />
350 Der Bremerhavener Magistrat bewilligte 1975 den<br />
Antrag auf Anerkennung als Kleinstheim für maximal zehn Kinder.<br />
Das Heim entwickelte sich in den kommenden Jahren zu<br />
einem von der Hausmutter und drei Berufserzieherinnen betreuten<br />
Heim und übernahm auch ältere Kinder sowie kurz- und<br />
mittelfristige Betreuungen.<br />
4.3.2.2 Institutionelle und konzeptionelle<br />
Entwicklung in den bestehenden Heimen<br />
Entwicklungen in den Erziehungsheimen<br />
für Mädchen und Jungen in Bremen<br />
Im später geschlossenen Isenbergheim gesellte sich zu der<br />
sich zu Beginn der 1960er Jahre abzeichnenden bestandsgefährdenden<br />
Personalsituation seit Ende der 1950er Jahre ein<br />
weiteres Problem. Die Lehrlingsabteilung, das Sonnenhaus,<br />
hatte sich zunehmend zu einem Erziehungsheim für primär<br />
vom Jugendamt, der Erziehungsberatungsstelle und der Nervenklinik<br />
überwiesene »erziehungsschwierige und auch schon<br />
gefährdete« Mädchen entwickelt. 351 Dadurch konnte das Heim<br />
seine Funktionen gegenüber den Mädchen in den beiden anderen<br />
Abteilungen zunehmend weniger erfüllen. Ausgelöst durch<br />
die Kündigung der Heimleiterin 1962, entschloss sich der Vorstand<br />
des Vereins für Innere Mission für einen grundlegenden<br />
Neuanfang. Diesen leitete man mit Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
ein. Das Dachgeschoss wurde zu einer »heutigen<br />
Ansprüchen genügenden geschlossenen Aufnahme- und<br />
Beobachtungsstation« umgebaut. 352 Hinzu kamen der Einbau<br />
moderner Waschmaschinen, um dem Isenbergheim die Möglichkeit<br />
zur Anlernung am Arbeitsplatz zu geben, und diverse<br />
Verschönerungsarbeiten. Die erwünschten positiven Effekte<br />
stellten sich allerdings nicht ein. Vielmehr traten unerwünschte<br />
Nebeneffekte auf, denn das Gerüst am Haus »verlockte die<br />
Mädchen zum Entweichen und unliebsame nächtliche Besucher<br />
zu Fassadenklettereien.« 353 1965 hieß es erneut: »Die ständige<br />
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