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Eine weitere Erleichterung für die binnenbremische Versorgung<br />
von Mädchen brachte die Eröffnung eines städtischen Mädchenheims<br />
Haus Neuland im April 1948 auf dem schon Jahrzehnte<br />
für Zwecke der Heimerziehung genutzten Gelände in<br />
der Neuenlander Straße. Auch dieses Heim wurde im Vorgriff<br />
auf das erwartete Arbeitserziehungsgesetz konzipiert. Es nahm<br />
zunächst Mädchen aus der Ostzone auf, die sich im Wohlfahrtsoder<br />
Flüchtlingsamt gemeldet hatten. Als Gegenleistung für<br />
Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Taschengeld hatten sie<br />
Aufräumarbeiten zu leisten oder wuschen, bei schlechtem Wetter,<br />
Kleidung und Wäsche für die städtischen Kinderwohnheime<br />
und den Jugendwerkhof. 165 Nach dem Scheitern des Arbeitserziehungsgesetzes<br />
entwickelte sich das Heim zu einem Heim für<br />
Mädchen, »die als Erziehungsfälle bereits durch Erziehungsheime<br />
gegangen waren und im halboffenen Heim allmählich wieder an<br />
das freie Leben gewöhnt werden sollten.« 166 Schwierigkeiten<br />
durch die Mischung von »leichteren und schweren Fällen«<br />
begegnete man 1949 mit einer Differenzierung des Heims in je<br />
eine Auffang- und Beobachtungsstation für unter und über<br />
21-jährige Frauen, ein Erziehungsheim für 18- bis 21-jährige<br />
Mädchen und ein Wohnheim für Mädchen und junge Frauen<br />
ohne Altersbegrenzung. Nachdem auch dieses Konzept angesichts<br />
der Zusammenballung so ganz »unterschiedlicher Typen«<br />
von Mädchen und Frauen scheiterte, wurde das Heim 1950<br />
geschlossen. 167<br />
Wenige Monate nach Eröffnung des Mädchenheims schufen<br />
zudem das Jugendamt und das wieder eröffnete Pflegeamt in<br />
gemeinsamer Regie mit dem Haus Schevemoor ein zusätzliches<br />
Heim. 168 Das Haus diente zur vorübergehenden Unterbringung<br />
von »Bewahrungsfällen« im Sinne des Entwurfs zu<br />
einem Bewahrungsgesetz sowohl für 18- bis 21-jährige weibliche<br />
Jugendliche als auch für jüngere Frauen. Seine wichtigste<br />
Aufgabe war es, die jungen Frauen so bald wie möglich einem<br />
auswärtigen Erziehungs- oder Pflegeheim zuzuführen. Schließlich<br />
waren noch drei bei bremischen Unternehmen angesiedelte<br />
»Arbeiterinnen- und Ledigenheime« für einige Jahre an<br />
der Versorgung von verwahrlosten Mädchen und jungen Frauen<br />
beteiligt. Im Arbeiterinnenheim Lager Oeversberg der Bremer<br />
Tauwerk-Fabrik unterstanden 17 der 27 Bewohnerinnen<br />
entweder dem Jugendamt oder dem Pflegeamt, wobei eine<br />
Gefährdetenfürsorgerin außerhalb der Arbeitszeiten die fürsorgerische<br />
Betreuung übernahm. Nachdem sich diese Klientel seit<br />
Anfang der 1950er Jahre für die Unternehmen nicht mehr rechnete,<br />
gaben sie die drei Heime nach und nach auf.<br />
4.1.3.3 Die Heime für Säuglinge und Kinder<br />
bis zur Schulentlassung<br />
Die Säuglingsheime<br />
Die Säuglings-, Kleinkind- und Mütterheime waren für eine<br />
lückenlose Weiterführung ihrer Arbeit am besten gerüstet, da<br />
die Rückgabe der im Dritten Reich von der Nationalsozialistischen<br />
Volkswohlfahrt (NSV) übernommenen Heime an ihre Vorbesitzer<br />
bereits bald nach Kriegsende erfolgte. Zu ihnen gehörten<br />
in der Stadt Bremen das erst im Juni 1941 von der NSV<br />
gegründete Hermann Hildebrand Haus für »sehr pflegebedürftige<br />
Säuglinge und Kleinkinder« in Oberneuland, das Mütter-<br />
und Säuglingsheim Tenever zur Versorgung von Säuglingen<br />
mit und ohne ihre Mütter und die ehemalige Kinderkrippe<br />
in der Kirchbachstraße, die sich von nun an unter dem Namen<br />
Kurt-Schumacher-Haus primär der kurzfristigen Betreuung<br />
von Säuglingen und Kleinkindern widmete. 169 Hinzu kam schon<br />
bald nach Kriegsende ein kleines Heim für ein- bis sechsjährige<br />
Kinder in einem Schulgebäude in Rönnebeck, das 1950 durch<br />
das Heim Am Fuchsberg in der Richthofenstraße ersetzt<br />
wurde. Da die vier Heime mit zusammen 300 Betten ohnehin<br />
eng kooperierten, schlossen sie sich 1946 zum Verein Bremer<br />
Säuglingsheime zusammen und unterhielten eine gemeinsame<br />
Geschäftsstelle. Die Leitung der Heime lag, wegen der primär<br />
hygienisch ausgerichteten Konzeption der Säuglingsheime in<br />
der damaligen Zeit, bei Kinderkrankenschwestern. Sie arbeiteten<br />
mit der städtischen Kinderklinik zusammen und übernahmen<br />
für sie auch Teile der Ausbildung zur staatlich geprüften<br />
Säuglings- und Kleinkindpflegerin. Die Entlassung der Kinder<br />
erfolgte entweder zu ihren Müttern, vielfach aber auch zu Verwandten<br />
der Kinder, in Pflegefamilien oder in andere Heime.<br />
Beteiligt an der Versorgung von Säuglingen und jungen Müttern<br />
war auch das katholische St. Theresienhaus in Vegesack<br />
mit insgesamt 70 Plätzen, von denen etwa die Hälfte Selbstzahlern<br />
vorbehalten blieb. 170 Bei den werdenden Müttern handelte<br />
es sich häufig um Flüchtlingsfrauen, die zur Not auf einem<br />
»Matratzenlager auf dem Wäscheboden, nur damit sie ein Dach<br />
über den Kopf hätten«, untergebracht werden mussten. 171 Die<br />
knappen Nahrungsmittelzuteilungen, der Mangel an Windeln<br />
und anderen Hygieneartikeln sowie an Kinderbetten zwangen<br />
die das Heim leitenden und betreuenden Ordensschwestern zu<br />
ständigen Improvisationsleistungen. Kleine Besserungen stellten<br />
sich erst nach der Währungsreform ein.<br />
In Bremerhaven war man auch für die Versorgung von Mädchen<br />
überwiegend auf auswärtige Heime angewiesen. Nach<br />
der Verbesserung der Unterbringungslage in Bremen bedienten<br />
sich die Verantwortlichen zunehmend des Isenbergheims<br />
und des Dorotheenheims.<br />
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