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die allgemeinen Kosten in Grenzen halten zu können. 1972<br />

wagte man sich dann noch einmal an eine Konzeption mit<br />

einem Stufenplan zur allmählichen Auffüllung der Gruppen. 336<br />

Die Planung ging dahin, das Heim künftig als »offene Einrichtung«<br />

mit heilpädagogischem Charakter zu betreiben, hierfür<br />

Psychotherapeut/innen, Gruppentherapeut/innen und Mediziner/innen<br />

hinzuziehen und die Sozialarbeiter/innen, Sozialpädagog/innen<br />

und Erzieher/innen durch Supervision anzuleiten<br />

und kontinuierlich fortzubilden. Tatsächlich neu eröffnet wurde<br />

das Heim dann nach Einstellung neuen Personals im Januar<br />

1973, ohne aber zu diesem Zeitpunkt das heilpädagogische<br />

Konzept zu realisieren. 337<br />

Die Schließung von kommunalen Jugendwohn-<br />

und Lehrlingsheimen für Jungen in<br />

Bremen und das neue Jungenwohnheim<br />

Dobbheide<br />

Das älteste stadtbremische Lehrlings- und Jugendwohnheim,<br />

das Haus Neuland, existierte, offenbar ohne größere Beanstandungen<br />

des Jugendamtes und mit hoher personeller Kontinuität,<br />

mit modifiziertem Konzept als Schüler- und Jugendwohnheim<br />

bis 1974. Erste Sorgen über die Zukunft des Heims<br />

wurden 1972 laut. Dabei ging es zum einen um personelle Probleme.<br />

Die Erzieher waren zwischen 52 und 61 Jahren alt und<br />

stammten noch aus der ersten Nachkriegsgeneration. Dadurch<br />

kam es entsprechend zu einem Modernisierungsrückstand und<br />

damit zu Problemen bei der Personalsuche. Die zweite Sorge<br />

betraf die baulichen Gegebenheiten des Hauses. Sie verhinderten<br />

die aus pädagogischen Gründen für erforderlich gehaltene<br />

Gruppenverkleinerung. 338<br />

Für das Lehrlingswohnheim Grohn bestanden seit 1960<br />

wegen der schlechten Bausubstanz und damit verbundenen<br />

zurückgehenden Belegungsmöglichkeiten Bestrebungen einer<br />

Verlegung in das Schlosshotel »Burgwall« in Blumenthal. Der<br />

Plan zerschlug sich, als das Hotel während der Umbauarbeiten<br />

abbrannte. Bis zur Eröffnung des Jungenwohnheims Dobbheide<br />

1967 wurde das Lehrlingswohnheim mit reduzierter<br />

Platzzahl fortgeführt und dann aufgegeben.<br />

Zur Arbeit des Lehrlingswohnheims Stackkamp konnte auch<br />

für die 1960er Jahre nur wenig in Erfahrung gebracht werden.<br />

Nach dem Bericht eines ehemaligen Jugendamtsmitarbeiters<br />

wurden die Lehrlinge in ihm noch in traditioneller, an Ordnungsnormen<br />

orientierter Weise betreut. 339 Das Heim wurde im Frühjahr<br />

1973 anlässlich des altersbedingten Ausscheidens des Heimleiters,<br />

der noch zur ersten Nachkriegsgeneration gehörte,<br />

geschlossen. Zuletzt waren von den 40 Plätzen nur noch 22 mit<br />

schulentlassenen Jungen belegt. Parallel zur Schließung des Mädchenwohnheims<br />

Huchting wurde auch zur Schließung dieses<br />

Heims betont, sie habe nichts mit einem zu geringen Bedarf zu tun<br />

und sei darum auch nur unter der Voraussetzung möglich, dass für<br />

Jugendliche künftig Wohneinrichtungen in Form von Wohngemeinschaften<br />

entwickelt und umgehend bereit gestellt würden. 340<br />

Anlass für die Planung eines neuen Jungenwohnheims, des<br />

Jungenwohnheims Dobbheide, war der Brand des Schlosshotels<br />

»Burgwall«. Der Senat entschloss sich für einen kompletten<br />

Neubau. Einweihung wurde, zunächst unter dem Label Schülerund<br />

Lehrlingsheim, im August 1967 gefeiert. 341 Das Heim war<br />

für 45 Jungen vor allem aus dem Bremer Umland, die eine Ausbildung<br />

in Nordbremer Industriefirmen absolvierten, konzipiert<br />

worden. Es verfügte über Dreibettzimmer mit einem Arbeitsplatz<br />

für jeden Jungen und über Spiel-, Werk- und Gesellschafträume.<br />

Ungenutzt blieben bei Eröffnung zunächst eines<br />

der Jungenwohnhäuser und ein Personalwohntrakt, weil niemand<br />

direkt im Heim wohnen wollte. 342<br />

Im Jahr 1972 wurde das Heim als »offene Einrichtung« für Schüler<br />

und Jugendliche in Lehr- und Anlernstellen beschrieben. 343<br />

Belegt werden konnten aus Gründen von Personalmangel weiterhin<br />

nur zwei der Häuser. Wegen des wachsenden Bedarfs an<br />

Plätzen für ältere Schüler sollte das dritte Haus auch nach Verbesserung<br />

der personellen Situation nicht mehr als Lehrlingsheim,<br />

sondern als weiteres Schülerhaus in Betrieb genommen<br />

werden. Laut einer Beschreibung aus dieser Zeit lebten durchschnittlich<br />

27 Jugendliche im Heim. 344 Sie wurden planmäßig<br />

von sieben Mitarbeitern (inklusive des auf dem Gelände wohnenden<br />

Heimleiters) in Wechselschichten betreut. Untergebracht<br />

wurden schwerpunktmäßig Jugendliche aus Bremen<br />

Nord, Gröpelingen, Walle und Huchting. 345<br />

Konzeptionell hatte man sich um diese Zeit gerade umorientiert.<br />

Um dem unterschiedlichen Tagesrhythmus von Schülern<br />

und Lehrlingen besser Rechnung tragen zu können, wurde die<br />

bisherige Gliederung des Heims nach Altersgruppen zugunsten<br />

einer Gliederung nach Schülern und Berufstätigen aufgegeben.<br />

Beide Gruppen sollten zudem gezielter im schulischen beziehungsweise<br />

beruflichen Bereich gefördert werden. Geplant<br />

wurde, sich künftig verstärkt um die Verselbständigung der<br />

Jugendlichen schon während des Heimaufenthalts zu kümmern.<br />

346 Gleichzeitig wurde allerdings auch betont, dass weder<br />

die organisatorischen noch die personellen Bedingungen ausreichten,<br />

um diese Ziele zu erreichen. Es fehlte noch an baulichen<br />

und personellen Mitteln, um der ȟberwiegenden Fremdversorgung<br />

der Jugendlichen (z.B. Gemeinschaftsküche, Wäsche,<br />

die außerhalb des Hauses gewaschen und gereinigt wird, wirtschaftliche<br />

und finanzielle Versorgung, die für den einzelnen<br />

Jugendlichen nicht durchschaubar ist«) mit einer Alternative zu<br />

begegnen. Eine solche erhoffte man sich von einer Umgestaltung<br />

des dritten Wohnhauses zu einem Haus für Jugendliche<br />

nach der Schulentlassung als »Übungsfeld« für die »Handhabung<br />

alltäglicher Dinge« und zu ihrer weiteren Stabilisierung.<br />

Die Jugendlichen sollten zu diesem Zweck jeweils über ein Einzelzimmer<br />

verfügen, sich selbständig versorgen und lediglich<br />

von einem Sozialarbeiter für Einzelberatung betreut werden. 347<br />

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