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eale Welt vorbereiten würde. Damit hatte sich der Wandel von<br />
einer auf das Seelenheil ausgerichteten Erziehungsform hin zu<br />
einer Erziehung, die auf die weltliche Existenz vorbereiten<br />
sollte, durchgesetzt. Die Kinder und Jugendlichen sollten demnach<br />
nicht mehr von der Welt abgeschottet werden, sondern<br />
lernen, als Christen in dieser Welt zu leben. Dieser Anspruch<br />
machte eine zumindest moderate Anpassung konkreter Erziehungspraktiken,<br />
beispielsweise mit Blick auf Sexualität, notwendig.<br />
Die in Fachkreisen einsetzenden konzeptionellen Neuorientierungen<br />
und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten<br />
einer veränderten Erziehungspraxis kamen jedoch auch hier<br />
nicht direkt im Alltag der Heime an. Sie benötigten auf Grund<br />
starker innerer Beharrungstendenzen, genauso wie in den protestantischen<br />
Heimen, Zeit.<br />
Ein für den katholischen Diskurs und die Alltagspraxis der Gläubigen<br />
zentrales Ereignis, das diesem Prozess Rechnung trug,<br />
bildete das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965). Dieses<br />
hob die Abgrenzung des Katholizismus von der modernen Welt<br />
auf und ermöglichte die Öffnung für zeitgenössische gesellschaftliche<br />
Entwicklungen. 100 Die dritte Phase eines dezidiert katholischen<br />
Diskurses zur Heimerziehung setzte vor diesem Hintergrund<br />
mit der 68er-Bewegung und den Heimrevolten des Jahres<br />
1969 ein. 101 Einerseits verteidigten sich katholische Heime<br />
gegen Angriffe von außen, andererseits setzte aber auch Kritik<br />
nach innen ein. Heime, die sich durch besonderes Beharren auf<br />
restriktiven oder konservativen Erziehungsmethoden auszeichneten,<br />
gerieten auch von katholischer Seite zunehmend unter<br />
Druck. Der Wille zu Reformen wurde dann ab den 1970er Jahren<br />
zunehmend umgesetzt.<br />
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