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zelner Kinder, die Einrichtung einer Sonderklasse für verhaltensauffällige<br />

Kinder und schließlich den Aufbau einer Verselbständigungsgruppe<br />

für Jugendliche mit einem höheren Grad an<br />

Autonomie und die Entlassung einzelner Jugendlicher in einen<br />

eigenen Wohnraum mit weiterer pädagogischer Betreuung.<br />

Eine Grundrenovierung des St. Johannis-Kinderheims 387<br />

erfolgte 1963/64 durch Schaffung von drei abgeschlossenen<br />

Wohneinheiten für die rund 50 Kinder, deren Konfession seit<br />

1960 keine Rolle mehr für die Aufnahme spielte. Die Einheiten<br />

verfügten über ein Wohnzimmer, einen Tagesraum mit Kochnische,<br />

drei bis vier Schlafzimmer für je vier bis sechs Kinder und<br />

Sanitärräume. Neben den Ordensschwestern als Leiterin und<br />

Gruppenleiterinnen, die dem Heimleben eine gewisse Kontinuität<br />

verliehen, arbeiteten um diese Zeit bereits häufiger auch<br />

Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen im Heim. Die heimeigene<br />

Küche versorgte die Kinder mit Mahlzeiten. Die Beschulung<br />

der meisten Kinder erfolgte bis 1969 fast immer in der<br />

Marienschule. In diesem Jahr wurde die St. Johannis Schule<br />

ausgebaut und die Marienschule ihr organisatorisch eingegliedert.<br />

Die Kinder ab dem 7. Schuljahr fuhren seither mit einem<br />

Schulbus in die St. Johannis Schule in der Kolpingstraße. In diesem<br />

Jahr wurde zur Reduzierung der Kinderzahl in den Gruppen<br />

zudem ein vierter Wohntrakt gebaut.<br />

Der Qualifizierung der Erziehungsarbeit diente im April 1971<br />

die Einstellung einer Diplom-Psychologin für einen Morgen in<br />

der Woche zur Beratung der Gruppenerzieherinnen. Eine<br />

gewisse Öffnung des Heims zeigte sich auch darin, dass man<br />

seit den frühen 1970er Jahren begann, für die Kinder Schullandheimaufenthalte<br />

zu planen, womit die frühere Ferienregelung<br />

der Entsendung von Kindern in ländliche Gastfamilien aufgegeben<br />

wurde. Bis 1973 hatte man schulentlassene Jugendliche<br />

mangels geeigneter Räume für ihre Unterbringung noch, zum<br />

Leidwesen der Ordensschwestern, in kommunale Lehrlingsheime<br />

oder das katholische Kolpinghaus verlegen müssen.<br />

Dem Problem konnte im Oktober 1973 mit einem Neubau auf<br />

dem Gelände für diese Jugendlichen begegnet werden. Für die<br />

Jugendlichen standen nunmehr Zwei- und Dreibettzimmer zur<br />

Verfügung. Durch weitere Umstrukturierungen entstand um<br />

diese Zeit zudem eine Geschwistergruppe. Die räumlichen Neugestaltungen<br />

ermöglichten auch einen Umzug der Mitarbeiterinnen<br />

in ein dem Waisenhaus vererbtes Wohnhaus in direkter<br />

Nachbarschaft.<br />

Zum Ende der Berichtszeit (1975) lebten im Kinderheim 52 Kinder,<br />

Mädchen und Jungen, im Alter zwischen drei und 17 Jahren.<br />

Beschäftigt waren neben den verbliebenen Ordensschwestern,<br />

alle mit pädagogischer Ausbildung, zehn Erzieherinnen<br />

und zwei Kinderpflegerinnen.<br />

Entwicklungen in den kommunalen Kinderwohnheimen<br />

in Bremen und Bremerhaven<br />

Nachdem in den späten 1950er Jahren die vier kommunalen<br />

Kinderwohnheime – Marcusallee, Metzerstraße, Fichtenhof<br />

und Schönebeck – noch als gerade ausreichend bezeichnet<br />

wurden, nahmen ab 1961 Klagen über zu wenige Plätze in<br />

den städtischen KWH wieder zu. Zudem tauchte seither in den<br />

Jahresberichten die stereotype Klage auf, dass die Kinder<br />

gegenüber der Nachkriegszeit schwieriger geworden seien und<br />

das Personal höher belastet werde. Beides führte zu organisatorischen<br />

Lösungen. Der Fichtenhof erhielt einen Anbau zur Aufnahme<br />

von 12 weiteren Kindern und im gleichen Zuge wurden<br />

die bislang je vierklassigen Heimschulen des Fichtenhofs und<br />

des KWH Schönebeck zu einer achtklassigen Heimschule<br />

zusammen gefasst sowie die älteren schulpflichtigen Mädchen<br />

zum Teil in das Mädchenwohnheim Krümpel verlagert. Die Klagen<br />

über zu geringe Kapazitäten und Personalschwankungen<br />

blieben jedoch bestehen. 388<br />

Noch ungelöst waren die Personalprobleme, obwohl es seit<br />

1959 erstmalig einige neue Stellen gab, die zur Arbeitszeitverkürzung<br />

genutzt werden konnten, und 1962 die Arbeitszeitregelung<br />

für Kindergärtnerinnen an den Bundesangestelltentarif<br />

angebunden wurde. 389 Zumal es bei zwei Erzieherinnen je<br />

Gruppe für 12 bis 15 Kinder blieb, lösten die Neuregelungen<br />

das Problem nicht. Das wurde vom Jugendamt nunmehr mit<br />

dem Mangel an geeigneten Wohnmöglichkeiten für das Personal<br />

auf dem oder in der Nähe des Heimgeländes in Verbindung<br />

gebracht. Für das KWH Marcusallee beschloss man daraufhin<br />

den Bau eines Personalwohnheims mit 18 Zimmern für Kindergärtnerinnen<br />

und mit einer Heimleitungswohnung. 390 Im<br />

gleichen Zuge erfolgte eine Kapazitätserweiterung des Heimes<br />

von 42 auf 50 Plätze, die allerdings zu keiner Ausweitung der<br />

Heimplatzkapazität im Land führte, da 1966 das KWH Schönebeck<br />

geschlossen wurde. 391<br />

Zu einer grundlegenden Neuordnung der kommunalen Heime<br />

kam es seit 1972 in Reaktion auf die durch die Studentenbewegung<br />

bekannt gemachten Heimskandale und durch eine selbstbewusster<br />

gewordene Erzieherschaft. Zielrichtung wurde eine<br />

grundlegende Modernisierung in pädagogischer Hinsicht bei<br />

gleichzeitiger Lösung des leidigen Personalproblems. In dem<br />

Bericht »Vorschläge zur Verbesserung der Situation in der Erziehungshilfe«,<br />

der von leitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der senatorischen Behörde, des Jugendamts sowie Erzieherinnen<br />

und Erziehern der Heime erstellt wurde, hieß es 1972,<br />

dass der Stellenmangel und die Unterbesetzung im Gruppendienst<br />

zu einer ständigen Überlastung des sozialpädagogischen<br />

Personals führe. 392 Als Konsequenz käme es »häufig zu reglementierenden<br />

Methoden der Erziehung und der Unmöglichkeit,<br />

auf die Kinder und ihre Schwierigkeiten einzugehen.« 393<br />

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