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59 Die örtlichen Jugendämter nutzten diese finanziell attraktive Regelung<br />

nicht selten und schoben Kinder über eine exzessive Auslegung des<br />

Verwahrlosungsbegriffs in die Fürsorgeerziehung ab.<br />

60 Gesetz betreffend Ausführung der §§ 55 und 56 der Strafgesetzbuches, vom<br />

19. Juni 1877 (§ 1, Gesetzblatt der Freien Hansestadt Bremen, Nr. 10, 1877).<br />

61 So der damalige Bremer Senator Ehlers in einem Bericht aus dem Juni 1946<br />

(StAB, 4.124 F 2a Nr.2, Die Entwicklung des Bremischen Wohlfahrtswesens<br />

von Mai 1945 bis Juni 1946).<br />

62 Der § 19 des Gesetzes lautete: »Die Fürsorgeerziehungsbehörde kann die<br />

Erziehung eines Minderjährigen auf Antrag seines gesetzlichen Vertreters<br />

auf ihre Kosten übernehmen. Die Übernahme der Erziehung ist zulässig,<br />

wenn die Fürsorgeerziehungsbehörde die Voraussetzungen, unter denen<br />

nach § 63 des Reichsgesetzes für Jugendwohlfahrt die Fürsorgeerziehung<br />

angeordnet werden kann, für vorliegend erachtet und davon überzeugt ist,<br />

daß sich die Zwecke der Fürsorgeerziehung schon durch die Übernahme der<br />

Erziehung ohne Beschluss des Vormundschaftsgerichts erreichen lassen.«<br />

63 Die FEH war einem »Minderjährigen, der das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />

hat und dessen leibliche, geistige oder seelische Entwicklung<br />

gefährdet oder geschädigt ist zu gewähren, wenn diese Maßnahme zur<br />

Abwendung der Gefahr oder zur Beseitigung des Schadens geboten ist und<br />

die Personensorgeberechtigten bereit sind, die Durchführung der Freiwilligen<br />

Erziehungshilfe zu fördern.« (§ 62 JWG).<br />

64 Die Zahlen mussten aus verschiedenen Quellen zusammengetragen<br />

werden. Den Zahlen zu den Städten Bremen und Bremerhaven liegen Daten<br />

der Statistischen Monatsberichte des Statistischen Landesamtes Bremen<br />

zugrunde. Für Daten zum Land Bremen bilden die Statistischen Berichte<br />

des Statistischen Landesamtes Bremen die Grundlage.<br />

65 Inhalt und Gliederung dieses Abschnitts sind im Wesentlichen an die<br />

Expertise zu den Rechtsfragen angelehnt.<br />

66 Expertise, Rechtsfragen, S. 30.<br />

67 Im RJWG und auch in der Novelle von 1961 legte der Gesetzgeber fest,<br />

dass bei der Auswahl die Konfessionszugehörigkeit des Minderjährigen<br />

berücksichtigt werden müsse (§ 69 Abs. 2 und 3 RJWG, § 70 Abs. 2 JWG).<br />

68 § 70 Abs. 2 Satz 5 RJWG.<br />

69 § 75 Abs. 2 JWG; Expertise, Rechtsfragen, S. 31.<br />

70 Richtlinien des Landes-Jugendamtes Bremen vom 11. März 1926.<br />

71 § 78 Abs. 3 JWG.<br />

72 Expertise, Rechtsfragen, S. 33.<br />

73 Ebd., S. 34.<br />

74 Gesetz zur Ausführung des Gesetzes für Jugendwohlfahrt – AGJWG –<br />

in der Fassung vom 1. Juli 1962 (Gesetzblatt der Freien Hansestadt Bremen,<br />

Nr. 33, ausgegeben am 2. Juli 1962); Expertise Rechtsfragen, S. 35.<br />

75 Expertise, Rechtsfragen, S. 66.<br />

76 Ebd., S. 70.<br />

77 Ebd., S. 69.<br />

78 Ebd., S. 71.<br />

79 § 2 Abs. 2 Satz 2 und § 30 Ausführungsverordnung (AVO) zum JWG;<br />

Expertise, Rechtsfragen, S. 36.<br />

80 § 78 JWG.<br />

81 Kuhlmann, Carola: Expertise für den Runden Tisch »Heimerziehung in den<br />

50er und 60er Jahren«. Erziehungsvorstellungen in der Heimerziehung der<br />

50er und 60er Jahre. Bochum 2010.<br />

Die Expertise kann aus dem Internet heruntergeladen werden<br />

(www.rundertisch-heimerziehung.de/downloads.htm) und wird im<br />

Folgenden als »Expertise, Erziehungsvorstellungen« bezeichnet.<br />

82 RTH, Zwischenbericht, S. 23; Expertise, Erziehungsvorstellungen, S. 4.<br />

83 Schrapper, Christian: Sozialpädagogik und Heimerziehung in den 1950er<br />

und 1960er Jahren. In: Damberg, Wilhelm u.a. (Hg.): Mutter Kirche – Vater<br />

Staat Geschichte, Praxis und Debatten der konfessionellen Heimerziehung<br />

seit 1945. Münster 2010, S. 108 – 130, hier S. 128f. Im Handbuch für Heimerziehung<br />

wird dem Begriff der Verwahrlostenpädagogik ein eigener Eintrag<br />

gewidmet.<br />

84 Scherpner, Hans: Wesen und Formen der Verwahrlosung. Ihre Entstehungsbedingungen<br />

und ihre Entwicklung. In: Trost, Friedrich (Hg.): Handbuch der<br />

Heimerziehung. Bd. 1. Frankfurt a.M., Berlin, Bonn 1952, S. 216 – 247, hier S. 217.<br />

85 Alternativ wurden die Begriffe Anlageverwahrlosung und Milieuverwahrlosung<br />

verwendet.<br />

86 Kuhlmann, Carola: »So erzieht man keine Menschen!« Lebens- und Berufserinnerungen<br />

aus der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre. Wiesbaden<br />

2008, S. 24f.<br />

87 Bereits auf dem ersten Nachkriegstreffen des Evangelischen Reichserziehungsverbandes<br />

1949 in Bremen wurde beispielweise die Forderung<br />

nach der Abschaffung der körperlichen Züchtigung in den Heimen erhoben<br />

(Winkler, Jugendnot, S. 40f.).<br />

88 Die herrschende juristische Meinung deckte, wie oben dargestellt, noch bis<br />

1977 die körperliche Züchtigung als Gewohnheitsrecht (siehe Kapitel 2.3).<br />

89 Die folgenden Ausführungen basieren im Wesentlichen auf: Jähnichen, Traugott:<br />

Von der »Zucht« zur Selbstverwirklichung – Transformation theologischer<br />

und religionspädagogischer Konzeptionen evangelischer Heimerziehung<br />

in den 1950er und 1960er Jahren. In: Damberg, Wilhelm u.a. (Hg.):<br />

Mutter Kirche – Vater Staat Geschichte, Praxis und Debatten der konfessionellen<br />

Heimerziehung seit 1945. Münster 2010, S. 131 – 146, hier S. 133.<br />

90 Ebenda.<br />

91 Expertise, Erziehungsvorstellungen, S. 6. Rettungshäuser wurden ab den<br />

1830er Jahren zur christlichen Erziehung sittlich verwahrloster Kinder- und<br />

Jugendlicher in protestantischen Gebieten eingerichtet. Sie gehen auf den<br />

Theologen Johann Hinrich Wichern (1808 – 1881) zurück und verbanden<br />

ursprünglich den Gedanken gemeinsamen Arbeitens und Lernens in familienähnlichen<br />

Gruppen (Baron, Rüdeger: Die Entwicklung der Armenpflege in<br />

Deutschland vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg.<br />

In: Landwehr, Rolf/Baron, Rüdeger (Hg.): Geschichte der Sozialarbeit. Hauptlinien<br />

ihrer Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Weinheim, Basel 1983,<br />

S. 11 – 72, hier S. 57).<br />

92 Die Erzieher befanden sich aus einem christlichen Verständnis heraus in einer<br />

ambivalenten Rolle, die mit dem Begriff der Barmherzigkeit verbunden war.<br />

Barmherzigkeit umfasste nach dem damaligen Verständnis zwei gegensätzliche<br />

Bedeutungspole. Erbarmen sowie Verzeihen und das Auferlegen von<br />

Strafe bildeten dabei eine Einheit. In der praktischen Arbeit führte diese<br />

Ambivalenz und unklare Rollenzuweisung zur Überforderung der Erzieher<br />

und folglich auch der Heimkinder. In seinem Fazit zur Rolle der protestantischen<br />

Theologie in der Heimerziehung der 1950er Jahre konstatiert Traugott<br />

Jähnichen (Jähnichen, Von der »Zucht« zur Selbstverwirklichung, S. 138f.):<br />

»Im Sinn einer vorläufigen Teilantwort auf die Frage, warum sich in christlichen<br />

Einrichtungen Demütigungen und körperliche Zwangsmaßnahmen<br />

ereignet haben, ist daher auch auf den Einfluss von theologischen und religionspädagogischen<br />

Konzeptionen hinzuweisen. Diese haben eine Relativierung<br />

und damit zumindest eine teilweise Suspendierung der biblischen<br />

Liebesbotschaft sowie die Anwendung von Zwang und Strafe legitimiert.«<br />

93 Henkelmann, Andreas: Die Entdeckung der Welt – Katholische Diskurse<br />

zur religiösen Heimerziehung zwischen Kriegsende und Heimrevolten<br />

(1945 – 1969). In: Damberg, Wilhelm u.a. (Hg.): Mutter Kirche – Vater Staat<br />

Geschichte, Praxis und Debatten der konfessionellen Heimerziehung seit<br />

1945. Münster 2010, S. 147 – 173, hier S. 152. Auf ihn beziehen sich im<br />

Wesentlichen die weiteren Ausführungen.<br />

94 Ebenda.<br />

95 Mann, Thilo von: Grundsätze für die religiöse Erziehung von Kindern und<br />

jungen Menschen in Heimen. In: Trost, Friedrich (Hg.): Handbuch der Heimerziehung.<br />

7. Lieferung, Teil 1. Frankfurt a.M., Berlin, Bonn 1954,<br />

S. 673 – 699, hier S. 674.<br />

96 Mit weiteren Literaturangaben: Henkelmann, Entdeckung der Welt, S. 152;<br />

Expertise, Erziehungsvorstellungen, S. 8.<br />

97 Mit diesem Wandel ging auch eine sich nur langsam durchsetzende Änderung<br />

des Verhältnisses zur Leiblichkeit, weg von einer Leibfeindlichkeit hin<br />

zur Akzeptanz des Körperlichen, einher. Dieser Prozess begann in den<br />

1960er Jahren (Henkelmann, Entdeckung der Welt, S. 166).<br />

98 Henkelmann, Entdeckung der Welt, S. 155.<br />

99 Ebd., S. 159<br />

100 Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 5. München 2008,<br />

S. 206. Zur Durchführung und den einzelnen Beschlüssen: Walter, Peter:<br />

Vaticanum II. In: LThK, Bd. 10, S. 561 – 568.<br />

101 Henkelmann, Entdeckung der Welt, S. 169.<br />

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