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im Vergleich mit Heimen freier Träger sehr teuren kommunalen<br />
Kinder- und Jugendwohnheime besiegelt. Sämtliche kommunalen<br />
Heime wurden im Laufe des Jahrs 1984 geschlossen. 427<br />
Bereits 1983 schloss nach Krisen und Mitarbeiterstreiks auch<br />
das Aufnahme- und Beobachtungsheim Haus Neuland, das<br />
erst seit 1976 als Nachfolgeeinrichtung für das Aufnahmeheim<br />
Lesmona eingerichtet worden war. Es scheiterte, wie seine Vorgänger,<br />
an den mit der Konzentration vieler ›schwieriger‹ Jugendlicher<br />
an einem Ort verbundenen pädagogischen Problemen. 428<br />
Seine Funktionen für die Notaufnahme von Kindern bis 14 Jahren<br />
überwiegend übernahm das Hermann Hildebrand Haus.<br />
Darüber hinaus wurden für die Notaufnahme von Kindern und<br />
Jugendlichen besondere Gruppen in verschiedenen Heimen<br />
sowie in Übergangspflegestellen aufgebaut. 429<br />
Das einzige Bremer Erziehungsheim für Jungen, der Ellener<br />
Hof, wurde 1988 per Beschluss des amtierenden Vorstandes<br />
aufgegeben. Es hatten im vergangenen Jahrzehnt, insbesondere<br />
im Kontext einer bundesweit geführten kritischen Debatte<br />
um die geschlossene Unterbringung von Jugendlichen, erhebliche<br />
Belegungsschwierigkeiten gegeben und auch eigene Trägereinschätzungen<br />
konstatierten einen konzeptionellen Rückstand<br />
von mindestens zehn Jahren. 430 Der Vorstand des Vereins<br />
beschloss, künftig auf dem Gelände des Traditionshauses eine<br />
Altenpflegeeinrichtung zu betreiben.<br />
Erst in den 1980er Jahren wurden auch die Bremerhavener<br />
Heime Wichernhaus und das Lehrlingswohnheim geschlossen.<br />
Im ehemaligen Wichernhaus misslang 1978 der Versuch, mit<br />
einem Neubau einen Neuanfang zu machen, weil weder die bauliche<br />
Konzeption noch die beibehaltene Gruppengröße (16 – 20<br />
Mädchen) den Anforderungen einer modernen Heimerziehung<br />
entsprachen. Der Träger entschloss sich 1981 noch einmal zu<br />
einer radikalen Veränderung. Durch Umstrukturierung zu einer<br />
Mädchengruppe für nur noch zehn Mädchen bei vier Sozialpädagoginnen<br />
für die Betreuung und einer angeschlossen Außenwohngruppe<br />
sollten die Probleme gelöst werden. Auch diese<br />
wurde dann 1985 mangels Bedarf in der Stadt aufgegeben. 431<br />
Das Lehrlingswohnheim der AWO in Bremerhaven hinkte den<br />
sonstigen Reformentwicklungen hinterher. Eine Lösung vom<br />
tradierten Versorgungskonzept für Lehrlinge in 20er-Gruppen<br />
mit niedriger Betreuungsintensität gelang erst in den frühen<br />
1980er Jahren. Noch 1984 hatte das Heim nicht den Standard<br />
entsprechender Bremer Einrichtungen erlangt. 432 In diesem<br />
Jahr wurde noch einmal ein Neuanfang versucht. Die Nordsee<br />
Zeitung titelte »Von einer Brutstätte der Kriminalität zu einem<br />
Heim, in dem Jugendliche wirklich eine Chance haben.« 433 Erstmalig<br />
wurden eine Mädchengruppe eingerichtet, Strukturen<br />
der Selbstversorgung geschaffen, die Gruppen auf 12 Plätze<br />
reduziert und der Personalschlüssel den allgemeinen Standards<br />
(vier Erzieher je Gruppe) angepasst. Der Versuch kam zu spät.<br />
Die Problemlagen von Jugendlichen in dieser Zeit überforderten<br />
das Heim. Es wurde im Oktober 1987 geschlossen. 434<br />
Aufbau sozialpädagogischer Jugendwohngemeinschaften<br />
in Bremen<br />
In Bremen belegte man bereits zu Beginn der 1970er Jahre vereinzelt<br />
Jugendwohngemeinschaften auswärtiger Träger, verhielt<br />
sich ihnen gegenüber aber noch skeptisch abwartend. »An<br />
der Entwicklung tragfähiger Formen wird gearbeitet«, hieß es<br />
noch im Jahresbericht des Jugendamtes für 1971. 435 Hervorgegangen<br />
war diese neue Form von Heimerziehung aus selbstorganisierten<br />
Wohnkollektiven, die nach 1968 mit Unterstützung<br />
›radikaler‹ Studenten mit der Zielsetzung der Politisierung von<br />
Fürsorgezöglingen, Jungarbeitern und Lehrlingen entstanden<br />
waren. 436 Die offizielle Jugendhilfe lehnte diese Form zwar ab,<br />
begann sich aber bereits in den frühen 1970er Jahren für die<br />
Organisationsform – eine kleine Gruppe von fünf bis acht<br />
Jugendlichen in angemieteten Häusern oder Wohnungen – und<br />
für das Basiskonzept zu interessieren. Dieses Konzept arbeitete<br />
mit weitgehender Selbständigkeit der Jugendlichen, Selbstversorgung<br />
und einer nur lockeren Betreuung durch sogenannte<br />
Wohngemeinschaftsberater. In Bremen setzte die systematische<br />
Förderung sozialpädagogischer Jugendwohngemeinschaften<br />
1977 ein. Schon bestehende Träger sowie verschiedene eigens<br />
zu diesem Zweck gegründete Vereine schufen bis 1981 in der<br />
Stadt Bremen sieben selbständige Wohngemeinschaften mit<br />
zusammen rund 40 Plätzen. In Bremerhaven dauerte dieser Aufbauprozess<br />
länger, aber auch hier kam es nach 1983 zu verschiedenen<br />
Gründungen. 437<br />
Neukonzipierung vorhandener Heime<br />
und Umstrukturierung innerhalb weiter<br />
bestehender Heime<br />
Die Neukonzipierung und Weiterentwicklung der verbliebenen<br />
stadtbremischen Heime in freier Trägerschaft, insbesondere der<br />
alten Waisenhäuser, das St. Theresienhaus und das Hermann<br />
Hildebrand Haus, gestalteten sich facettenreich. Der Prozess<br />
der Neustrukturierung begann in der zweiten Hälfte der 1970er<br />
Jahre mit der Dezentralisierung der Einrichtungen. Es entstanden<br />
zunächst, am Modell der Jugendwohngemeinschaft orientiert,<br />
Außenwohngruppen für Jugendliche abseits des Heimgeländes.<br />
In den 1980er und 1990er Jahren folgte auch die<br />
Ausgliederung von Kinderwohngruppen und in einigen Heimen<br />
wurden Tagesheim- und Wochengruppen für die Teilversorgung<br />
von Kindern eingerichtet. In denselben Zeitraum fielen<br />
auch die Öffnung für besondere Betreuungsformen wie das<br />
»betreute Jugendwohnen« und die »mobile Betreuung«. Im<br />
Zusammenhang mit der Inkraftsetzung des Sozialgesetzbuches<br />
SGB VIII, Kinder- und Jugendhilfegesetz, zum 1. Januar 1991<br />
wurden insbesondere familienunterstützende Hilfen – als wichtigste<br />
ambulante Leistung die Sozialpädagogische Familienhilfe<br />
– mit dem Ziel ausgebaut, das System Familie zu stärken.<br />
438 Eine Reihe innovativer Sonderformen für die Betreuung<br />
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