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ausbildungslehrgang eingerichtet, der in das allgemeine<br />

Mädchenerziehungs-Programm der Stadt integriert wurde. Der<br />

Lehrgang führte dazu, dass die Nutzung wieder stark anstieg. 216<br />

Inhaltlich handelte es sich um einen »Lehrgang für Hauswirtschaft,<br />

Waschen und Plätten, welcher mit modernen Maschinen<br />

eingerichtet werden konnte.« 217 Arbeit für die Mädchen gab es<br />

hinreichend, da die Heimwäsche der Kindertages- und Vollheime<br />

in Bremen-Nord gewaschen und von den Mädchen<br />

schrankfertig gemacht und ausgebessert wurde. Einig war man<br />

sich, »daß diese Arbeit einen wohltuenden Einfluß auf die dort<br />

untergebrachten Mädchen hat.« 218<br />

Ebenfalls im Zuge der Auflösung des Mädchenheims Haus Neuland,<br />

aber auch um einem erhöhten Bedarf Rechnung zu tragen,<br />

wurde 1950 mit der Planung des Mädchenheims<br />

Huchting begonnen. Dazu nutzte die Stadt ein teilweise bombengeschädigtes<br />

und bislang als Jugendfreizeitheim genutztes<br />

Haus. 219 Die Fertigstellung erfolgte zum Jahresbeginn 1952.<br />

Das für 30 Mädchen konzipierte Heim war für »labile und charakterlich<br />

schwache Mädchen in FEH« insbesondere aus Flüchtlingsfamilien,<br />

aus der Ostzone und aus zerrütteten Familien<br />

gedacht. 220 Auch mit diesem Heim, wurde stolz vermerkt, habe<br />

man pädagogisches Neuland betreten:<br />

»Es wurde dort der Versuch unternommen, den im Heim<br />

lebenden Mädchen die Möglichkeit zu geben, nach ihrer<br />

Berufstätigkeit für sich selbst zu kochen und zu waschen, so<br />

daß ihnen bei leichterer Betreuung die ganze Führung ihrer<br />

persönlichen Angelegenheiten selbst überlassen wird.« 221<br />

Zeitgleich mit dem MWH Huchting und ebenfalls mit Mitteln<br />

des Bundesjugendplans unterstützt, erfüllte sich der Verein für<br />

Innere Mission in Bremerhaven den lang gehegten Wunsch<br />

nach einem eigenen Mädchenheim. Dies war umso dringlicher,<br />

weil Bremerhaven noch 1951 für die vorübergehende Unterbringung<br />

von aufgegriffenen oder sich selbst meldenden Mädchen<br />

nur über den pädagogisch völlig ungeeigneten Bahnhofsbunker<br />

verfügte oder die Mädchen »zum Teil in sehr berüchtigten<br />

Privatquartieren« unterbringen musste, »in denen sie immer wieder<br />

auch neu gefährdet sind«. 222 Erfahrungen mit Mädchen besaß<br />

der Verein bereits durch jahrelanges Engagement in der »hauptamtlichen<br />

Gefährdetenfürsorge an der weiblichen Jugend«. 223 Erste<br />

Planungen für das Wichernhaus in der Jacobistraße der Inneren<br />

Mission gingen dahin, im Heim unter Leitung einer Diakonin und<br />

Fürsorgerin »gesunden und förderungswürdigen Mädchen Unterkunft<br />

zu gewähren, sie in Haus- und Näharbeit auszu bilden, zu differenzieren<br />

und in geeignete Arbeitsstellen zu ver mitteln«. 224<br />

Das Heim entstand in einem Neubau inmitten der Stadt. Im Erdgeschoss<br />

befand sich ein Kindertagesheim für 80 Kinder und<br />

ein Büro für die »offene Fürsorge«, in der 1. sowie 2. Etage das<br />

Mädchenheim mit 30 Plätzen. 225 Es eröffnete im Februar 1953<br />

mit 12 Wohnräumen und einem Aufenthaltsraum. Eine Jugendleiterin<br />

wurde Heimleiterin, ihr zur Seite stand eine Helferin. Ein<br />

erster verfügbarer Bericht zum Heim stammt aus dem Jahr<br />

1959. Das Landesjugendamt berichtete anlässlich eines Heimaufsichtsbesuchs,<br />

dass das Heim, mit einer Platzzahl von jetzt<br />

26, nunmehr nicht mehr nur Mädchen aufnahm, sondern, falls<br />

erforderlich, auch Mütter mit Säuglingen und alleinstehende<br />

Kinder. Am Besichtigungstag fanden die Besucher 16 junge<br />

Mädchen, teils Schülerinnen, teils Berufstätige sowie vier in<br />

einem Vierbett-Zimmer lebende kleinere Kinder, Mündel der<br />

Inneren Mission, vor. Die personelle Besetzung war noch wie<br />

am Anfang, die Heimleiterin, eine halbtagsarbeitende Kinderpflegerin<br />

und zwei Hausgehilfinnen. Als Ergebnis der Besichtigung<br />

stellten sie ansonsten fest, »daß die Mädchen durchweg in<br />

recht heimisch wirkenden 2-Bett-Zimmern untergebracht sind.<br />

Wasch- und Toiletteneinrichtungen sind ausreichend vorhanden.<br />

Die Küche wirkte sauber und ist gut ausgestattet.« Offen geblieben<br />

sei nur die Frage, »wieweit die Aufgabe der erzieherischen Beeinflussung<br />

erziehungsbedürftiger Mädchen übernommen werden<br />

kann.« 226<br />

4.2.2.2 Andere Neugründungen und<br />

Wiedereröffnungen in den 1950er Jahren<br />

Außerhalb der Neugründungen im Kontext des Kampfs gegen<br />

die Berufsnot der Jugend kam es im Bereich der Kinderheime zur<br />

Wiedereröffnung des im Kriege zerstörten St. Johannis Waisenhauses,<br />

zu einem neuen Heim für Säuglinge, Kleinkinder und<br />

Schulkinder als Ersatz für das geschlossene Säuglingsheim Rönnebeck,<br />

zur Neugründung von Pflegenestern innerhalb und<br />

außerhalb Bremens, zur Eröffnung des Mutter- und Kindheims<br />

der Arbeiterwohlfahrt und zur Einrichtung der ersten offiziellen<br />

Aufnahme- und Beobachtungsstation für Jugendliche als weitere<br />

Abteilung im Haus Neuland.<br />

Die Erlaubnis für den Wiederaufbau des zerstörten St. Johannis<br />

Waisenhauses in Walle, eine Gründung aus dem Jahr 1861,<br />

erteilte der Bremer Senat bereits 1948. Vorläufig abgeschlossen<br />

werden konnte er erst 1951. Es erhielt jetzt den Namen St. Johannis-Kinderheim.<br />

Leitung und pädagogische Arbeit wurden, wie<br />

vor dem Krieg, den »Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg«<br />

aus dem Mutterhaus in Thuine übertragen. Die ersten Kinder<br />

zogen in ein noch unfertiges Heim ein. Umbau, Erweiterungsund<br />

Renovierungsarbeiten, zu denen auch die Schaffung von<br />

Zimmern für die Ordensschwestern und die seit der Wiedereröffnung<br />

mit beschäftigten vier Fräuleins gehörten, zogen sich<br />

noch bis 1959 hin. Die Schülerinnen und Schüler, bis 1960 nur<br />

katholische Kinder, lebten in je einem Mädchen- und Jungenzimmer.<br />

Für Kleinkinder gab es eine Kleinkindgruppe. Beschult<br />

wurden die Kinder in der Gemeindeschule St. Marien auf dem<br />

Gelände. Geführt wurde das Heim um diese Zeit noch im Stil<br />

traditioneller katholischer Waisenerziehung.<br />

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