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Sturz eines Siegers

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Zunächst berichtete sie von ihrem Bankbesuch, was Mark schon

sämtliche Farbe aus seinem Gesicht trieb. Ohne Mark aber auch

nur eine Atempause zu gönnen, fuhr sie direkt mit ihrem

Ohnmachtsanfall, nebst anschließendem Krankenhausaufenthalt,

fort und endete schließlich mit dem Bericht über die Dreistigkeit

ihrer Nachbarn, die Kinder bei sich ungefragt einzuquartieren.

Mark fasste es nicht. Schön, es war zwar „nur“ für eine Nacht,

aber wo lag das Problem, die Kinder hier zu Bett zu bringen und

sich bis zu Teresas Rückkehr hier aufzuhalten?

Mark gelang es nicht, sich all diese Fakten zurechtzulegen und sie

nach Logik zu sortieren.

Wie sollte er auch? Teresa garnierte ihre Erlebnisse nämlich

kontinuierlich mit Vorwürfen.

Vorwürfe wegen der Unerreichbarkeit von Mark.

Vorwürfe wegen Marks „heimlichtuerischer Art und Weise“ der

letzten Tage.

Vorwürfe darüber, dass die Motorhaube des SUVs so aussieht, als

ob Mark am Abend zuvor eine kleine Testfahrt im „Jurassic Park“

unternommen hätte.

Irritiert aber erleichtert stellte Mark allerdings fest, dass Teresa

offensichtlich nicht auf Antworten oder Erklärungen bestand,

zumindest noch nicht. Sie wollte sich scheinbar nur freireden und

Mark sah eine Last nach der anderen von ihrer Seele plumpsen.

Dass sie ihre Probleme lediglich „umlagerte“, von sich auf ihn,

interessierte seine Frau offenbar nicht und Mark wollte ihr das zu

diesem Zeitpunkt auch sicherlich nicht aufbinden.

Sie hatten einen riesigen Sack voller Probleme, soviel stand fest,

und kein Problem schien schwerer oder leichter als das andere zu

sein.

Mark war kein Typ, vorschnell die Flinte ins Korn zu werfen, aber

heute war ein Tag, an dem eine Möglichkeit der Resignation zum

Greifen nah war, das spürte er.

Er betrat den Baumarkt über den Personalzugang und stieg die

schmale Treppe zum Pausenraum empor. Als er seinen Spind

öffnete, warf er noch rasch einen Blick auf seine Armbanduhr.

„Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Deutschen Pünktlichkeit.“,

murmelte er vor sich hin und griff zu seiner Stempelkarte, um

seine Anwesenheit abzustempeln.

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