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Sturz eines Siegers

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Er ärgerte sich über seine verweichlichten Kollegen. Bei dem

geringsten Hüsteln machten sie schlapp und meldeten sich krank.

Sie waren Polizisten, verdammt, da musste man sich

zusammenreißen. Das Verbrechen feierte schließlich auch nicht

krank. Mag sein, dass er mit dieser Einstellung raubeinig schien

und den Ruf hatte „vom alten Schlag“ zu sein, aber wer musste

denn auch die Schichten übernehmen, wenn die Kollegen wieder

ein Ziepen verspürten? Er war es schließlich immer.

Und jetzt dies. Ein Schusswechsel mitten auf der Straße. Zum

Feierabend. Frechheit.

„Ich kann nichts versprechen, dafür ist die Operation noch zu

frisch. Hätte er sein Handy nicht in der Innentasche seiner Jacke

gehabt, hätte er keine Chance gehabt. Das Smartphone hat die

Kugel abgebremst und auch ein wenig umgeleitet, so dass sie das

Herz nicht getroffen hat. Trotzdem muss man bedenken, dass das

Geschoss verheerenden Schaden im Körper angerichtet hat.“

Doktor Martin nahm einen kräftigen Schluck, verzog angewidert

sein Gesicht und griff zu einem Päckchen Zucker. Er häufte zwei

Löffel Zucker in die pechschwarze Brühe und begann emsig zu

rühren. „Sicher keine Tasse Kaffee? Er ist zwar bitter, aber er hält

immerhin wach.“

Kommissar Brunner hob ablehnend die Hände: „Danke, aber nein

danke. Wenn ich nach 17:00 Uhr auch nur eine Cola trinke, kann

ich die Nachtruhe abhaken, dann bekomme ich kein Auge mehr

zu.“

Doktor Martins nickte verständnisvoll, der Löffel drehte immer

noch fleißig seine Runden in der Tasse: „Schon seltsam, wie

verschieden Menschen auf Koffein reagieren. Ich für meinen Teil

kann eine Tasse Kaffee trinken und danach sofort schlafen.

Wahrscheinlich bin ich das Zeug schon zu lange gewöhnt. Und

dann auch noch die Menge an Zucker. Ich weiß, dass das schlecht

ist, sie brauchen mich gar nicht so vorwurfsvoll anzusehen.“

Brunner zuckte mit den Schultern: „Ich habe keinen Grund,

vorwurfsvoll zu schauen. Ich bin einfach nur müde. Also Doktor

Martins, wann können Sie mir mehr zu seinem Zustand mitteilen

und ab wann kann ich mit Ihrem Patienten sprechen? Haben Sie

ein Ungefähr für mich?“

Doktor Martins wiegte seinen Kopf hin und her, als ob er geistig

eine Pro- und Contra Liste ausfüllte. Noch bevor er antworten

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