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Sturz eines Siegers

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geängstigt hatte und empfand das plötzliche Ableben der Figur als

gerechte Strafe.

Zudem, so stellte er erleichtert fest, offenbarte die Zerstörung der

kleinen Skulptur das Innere. Ein Schlüsselring mit zwei Schlüsseln.

Ein Schlüssel für die Haustür und einer für die Wohnungstür.

Mark ging sofort zur Haustür. Einer der beiden Schlüssel passte

und ließ sich drehen. Mark stand im Hausflur, erleichtert. Er zog

seine Schuhe aus, platzierte sie neben der Haustür und schlich in

den zweiten Stock. Seine jahrelange Erfahrung als Mieter in diesem

Haus hatte ihn gelehrt, dass der Hausflur hellhörig war. Er konnte

abends immer hören, wenn und wann jemand nach Hause kam,

jeden Schritt konnte er hören.

Im zweiten Stock angekommen, hielt Mark die Luft an, kniff seine

Augen zu und erwartete, an dieser Stelle nicht weiterzukommen.

Das lief bis jetzt zu glatt. Er war sich sicher, dass Feist die

Schlösser getauschte hatte. Stand das nicht sogar im Vertrag?

Während Mark darüber nachdachte, probierte er allen

Vorahnungen zum Trotz sein Glück. Der andere Schlüssel glitt in

das Schloss, wie ein heißes Messer in Butter. Mark drehte

vorsichtig den Schlüssel und die Tür sprang auf. Unfassbar!

Er beeilte sich, die Wohnung zu betreten und schloss hastig die

Tür. Unvorstellbar, wenn er doch noch von Anwohnern erwischt

werden würde, nur weil er wie ein Reh im Fernlicht vor seiner

ehemaligen Wohnung verweilen würde. Nicht nach dieser

Glückssträhne.

Kurz nach der Freude, kam der Ärger. Das erste, was Mark in

seiner alten Wohnung feststellte war der Geruch.

Strenggenommen, der fehlende Geruch. Er roch nämlich nichts.

Keine frische Farbe. Fritsche würde ihm also eine Rechnung über

Malerarbeiten schicken, die nicht stattgefunden hatten.

Und ich kann es ihm noch nicht mal beweisen, weil ich nicht zugeben darf,

dass ich hier war, dachte er und hätte vor Wut am liebsten geschrien.

Er steuerte gezielt Dennis’ ehemaliges Zimmer an. Die leere

Wohnung stimmte ihn kurz melancholisch, aber er lenkte sich

damit ab, dass er sich ins Gedächtnis rief, etwas zu tun zu haben.

Angekommen im damaligen Zimmer seines Sohnes, begann er

gleich die Wandpaneele abzuklopfen. Nach ein paar

Klopfversuchen begannen wieder Zweifel in Mark

hochzukommen.

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