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Teresa versuchte erneut das „Schätzchen“ zu ignorieren: „Naja, ihr
hättet bei uns warten können, oder?“
Ein Funkeln blitzte in Kathrins Augen auf: „Teresa, Schätzchen.
Ich hatte das Essen auf dem Herd. Wie stellst du dir das vor? Wir
essen abends immer pünktlich.“
Teresa spielte gedanklich den weiteren Gesprächsverlauf durch.
Babyfon erwähnen? Nach dem Essen zurück nach Hause bringen?
Dennis abends auf Dani aufpassen lassen? Es hätte so viele
Möglichkeiten gegeben, bevor man die abwegigste hätte nehmen
müssen.
Mal im Ernst: Welcher Mensch nimmt die Kinder seines neuen
Nachbarn zu sich nach Hause und macht sie dort gleich bettfertig
und legt sie auch noch in einem fremden Zimmer, in einem
fremden Bett hin?
Sowas macht man doch nicht, oder?
Dachte Teresa in diesem Fall zu verbohrt und zu spießig?
Ist es das, was ein Dorfleben ausmacht?
Sie kam aus einem Dorf, zwei Dörfer weiter, um genau zu sein,
aber damals hatte es doch so etwas nicht gegeben, oder?
Sie kam auf keinen Nenner, war sich allerdings sicher, dass sie es
sich an dieser Stelle schenken konnte, die naheliegenderen
Möglichkeiten Katharina gegenüber auszubreiten. Sie hätte für jede
Möglichkeit ein Gegenargument liefern können, ob sinnvoll oder
sinnlos. Außerdem wollte sie Katharina nicht zu sehr vor dem
Kopf stoßen, denn undankbar wollte sie auf keinen Fall
erscheinen.
„Du hast sicherlich recht, Katharina. Ich habe es mir ja auch nicht
so ausgesucht.“ Teresa versuchte sich jetzt doch in einem
zaghaften Lächeln und stellte erfreut fest, dass es ihr offenbar
gelang.
Das Funkeln und die Unsicherheit in Katharinas Mimik
verschwanden umgehend und sie kam mit weit geöffneten Armen
auf Teresa zu.
Widerwillig ließ Teresa die Umarmung zu.
Ihre Nackenhaare sträubten sich, als Kathrin nun auch noch in ihr
Ohr flüsterte und dabei viel zu viel Atem in ihr Ohr pustete.
Das kannte sie noch von ihrer Oma mütterlicherseits. Auch sie
flüsterte Teresa ständig ins Ohr mit zu viel Atem. Sei es in der
Kirche, in der man nur flüstern (wenn überhaupt) durfte, sei es die
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