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Sturz eines Siegers

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langte unverhofft zum Karton. Vor Überraschung oder vor

Schreck, Mark wusste es wirklich nicht, ließ Mark den Karton

fallen.

Er kannte diese Situation, hatte sie schon tausende Male erlebt.

Gläser oder Flaschen, die ihm aus der Hand glitten. Die

Kommunionkerze, die er als Kind trug und ihm aus der Hand fiel,

weil Wachs auf seinem Handrücken getropft war.

Immer schien es, als ob alles in Zeitlupe fiel und dennoch war er

nie in der Lage gewesen, das Unglück abzuwenden.

Der Karton fiel auf eine Ecke und der Inhalt schoss aus dem

Deckel, als hätte es ein Eigenleben und wollte nur raus.

Vier eingeschweißte Tüten mit Tabletten purzelten heraus und

blieben nach ein paar Aufprallen reglos liegen.

Mark starrte mit offenem Mund abwechselnd auf die Bescherung

und zu seinem Nachbarn, der wiederum die Tüten ansah.

Nach einigen Sekunden brach Dietmar sein Schweigen: „Oh

Mann, Mark, das tut mir leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.

Aber sagen Sie mal, was ist das? Ist es das, was ich denke?“

Ungefragt bückte Dietmar sich und griff zu einer der vier

Umverpackungen und betrachtete die blauen Pillen darin. Ohne

eine Antwort abzuwarten, vermutete er lautstark weiter: „Haben

Sie einen zweiten Job, von dem ich nicht weiß oder verkaufen Sie

Viagra in ihrem Kölner Baumarkt?“

Mark lachte auf. Er bemühte sich, sein Lachen unverwechselbar

heiter klingen zu lassen. Ihm kam es aber selbst so vor, als würde

viel zu viel Hysterie in seinem Lachen mitschwingen.

Mark bemerkte, dass sein Lachen bei Dietmar nicht ankam.

Dietmar starrte ihn weiterhin unvermittelt an und bestand

offenbar auf einer Antwort.

Mark versuchte stockend eine weitere Lüge zu seinen unzähligen

Unwahrheiten und Ausreden einreihen zu lassen. Er hatte das

Gefühl, dass er so langsam in Übung kam. Jede neue Lüge und

jede neue Ausflucht kam ihm einfacher über seine Lippen als die

davor.

„Viagra? Quatsch Dietmar. Das ist doch kein Viagra.“ Mark musste

sich unbedingt etwas einfallen lassen. Dietmar würde seine Aussage

nicht einfach so akzeptieren, auch nicht (oder erst recht nicht) wenn

Mark sie zur Verdeutlichung wiederholte.

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