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Sturz eines Siegers

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Wann ist das passiert? Wann haben wir unseren Sohn verloren, dachte Mark

zum wiederholten Male, als er den Fuß der Treppe erreichte.

Es reichte noch zu einem weiteren flüchtigen Gedanken (Dennis

mit Joint in seinem Schreibtischstuhl chillend und seinem Vater die

allumfassende Frage stellend, was denn wohl so gehen würde.)

bevor Mark alle Gedanken, wie die Hoffnung, fahren ließ. Auf

halber Treppe kam ihm Dietmar entgegen, strahlend und

gestikulierend, Mark sollte leise sein. Mit beiden Händen machte er

wischende Bewegungen, die Mark signalisieren sollten, den Rückzug

Trepp abwärts anzutreten.

Mark gehorchte, was ihn später noch mehr ärgerte als jetzt, und

starrte Dietmar mit offenem Mund an.

Dietmar und Mark erreichten das untere Stockwerk und Dietmar

legte seinen kräftigen Arm um Marks schmale Schulter. Väterlich

nahm er Mark ins Gebet: „Der arme Junge ist völlig fertig. Er schläft

jetzt. Kopf hoch, Mark. Ich bin hier der Bürgermeister. Wir

bekommen das schon wieder hin. Kümmere dich mal lieber um

Teresa, es scheint sie mitzunehmen. Und beim nächsten Mal,“ er

schlug Mark freundschaftlich auf sie Schulter „komm einfach etwas

eher nach Hause, okay?“

Sprachs und verschwand durch die Haustür, als wäre er nie

dagewesen.

Mark stand immer noch im Flur, starrend, mit geöffnetem Mund

und völlig überrumpelt.

Nun fand Mark sich im Flur, am Ende der Treppe und lauschte in

die Stille. Wo sollte er hin? In die Küche? Dort saß Teresa und

kochte sicherlich immer noch vor Wut. Mark sah sie förmlich am

Küchentisch sitzen mit einer Tasse Hagebuttentee. Den brühte sich

Teresa immer auf, wenn es ihr nicht gut ging. Zwar war die Teesorte

nicht für seelische oder emotionale Auswirkungen bekannt, aber

trotzdem war es immer dieser Tee, zu dem Teresa griff. Bei Mark

rief der Duft des Tees ein gegensätzliches Gefühl auf. Der Duft

beruhigte ihn keineswegs. Er erinnerte Mark an seine Klassenfahrt

zu einem abgelegenen Ort im Osten, an dem er mit seiner

Schulklasse direkt nach der Wende gefahren war. Diese

Klassenfahrt ist, gelinde gesagt, suboptimal in seiner Erinnerung

verblieben und er fühlte sich durch den Geruch des Tees an die

knapp 10 Tage „Jugendarrest“ ungewollt erinnert.

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