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Sturz eines Siegers

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nachts und lautstark den vergessenen Mülleimer eines Nachbarn

an den Straßenrand zu setzen, oder aber vergessene oder

zurückgelassene Objekte aus dem Flur „sicherzustellen“. Eines

Tages hatte Rübel Danis Lieblingspuppe im Treppenhaus

gefunden und in seine Wohnung mitgenommen. Teresa war das

erst am Abend aufgefallen, und nur weil es Dani auffiel. Es war

eine lange, sehr unruhige Nacht, erinnerte sich Mark. Dani hat

Teresa und ihn um den Schlaf gebracht, weil sie in einer Tour

geweint und gewütet hatte. Als Teresa am nächsten Morgen bei

Rübel klingelte, nur um zu fragen, ob er die Puppe zufällig

irgendwo gesehen hätte, händigte er ihr mit einer Unschuldsmiene

die Puppe aus und versicherte Teresa, dass er es nur gemacht

hätte, damit sie nicht wegkommt. Teresa verkniff sich die

Anmerkung, dass er die Puppe ja auch hätte abliefern können,

bedankte sich nur und ging.

Heute hatte Rübel also offenbar Marks Schuhe „sichergestellt“.

Marks Wut war riesig und sie steigerte sich sogar noch, als er

feststellte, dass seine Wut zu nichts führen würde. Was sollte er

tun? Er konnte nicht bei Rübel läuten. Die Uhrzeit war das eine,

die Nachfragen waren das andere. Mark konnte nicht seinem

ehemaligen Nachbarn Rede und Antwort stehen. Er musste sich

hier und jetzt geistig von seinen Schuhen verabschieden.

Zähneknirschend huschte Mark zu seinem Auto zurück, den

Karton fest unter seinem Arm geklemmt.

„Arkadaş! Das hat aber ganz schön lange gedauert.“, grinste Hasan

ihm vom Beifahrersitz entgegen. Er sah Mark fragend an: „Alter,

wo sind deine Schuhe. Was hast du da oben gemacht?“

Mark starrte Hasan ungläubig an: „Erstens: Es hat gar nicht lange

gedauert, du Depp. Es lief ja wohl wie geschmiert. Das ist immer

noch dieselbe Kippe, die du rauchst und im Auto wird nicht geraucht!“

„Das ist meine dritte Kippe!“

„Echt?“

„Nö!“

Mark schüttelte seinen Kopf, Hasan lachte. Hasans Stärke war es

stets, in den unpassendsten Augenblicken einen Witz zu machen.

Mark stieg ins Lachen ein.

„Aber jetzt mal ohne Quatsch, arkadaş. Warum läufst du auf

deinen Socken herum? Wo sind deine Schuhe?“, fragte Hasan,

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