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Sturz eines Siegers

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einen Kaffee trank und zur Arbeit fuhr. Für den ganzen Tag,

wohlgemerkt. Vorwerfen konnte sie es ihm nicht, nein falsch, sie

wollte es ihm nicht mehr vorwerfen. Immer dann, wenn sie sich

auch nur beklagte, dass er ständig durch Abwesenheit glänzte,

kassierte sie Sprüche wie: „Hallo? Ich fahre zur Arbeit, nicht auf

die Kirmes.“ Oder: „Du tust grad so, als wurde ich das alles zum

Spaß machen. Ich verdiene nur Geld…“

Sie hatte es irgendwann mal aufgegeben, sich zu beklagen. Im

Grunde genommen hatte er Recht, trotzdem fand sie, dass seine

Arbeit (so zeitintensiv sie auch war) ihm keinen „Familien-

Freifahrtschein“ gab, der ihm erlaubte, sich aus allem rauszuhalten.

Sie hatte weiß Gott auch keine Kirmes zu Hause. Sie hatte eine

ungeduldige, aktive Daniela zu versorgen und zu unterhalten und

einen pubertierenden Dennis, der momentan die „Alles ist

Scheiße“ Linie fuhr und nichts annahm, was Teresa ihm anbot:

Vom Essen bis zu den vorgeschlagenen Aktivitäten. Einfach alles

war scheiße für Dennis. Sie wusste, dass auch Mark nicht besser zu

Dennis durchdrang, aber warum musste sie sich neben all der

Hausarbeit und Dani auch noch um die Launen von Dennis

kümmern?

Gestern noch war Teresa erstaunt und hatte sich gefreut, weil

Mark auf die Idee gekommen war, Dennis mit zur Arbeit zu

nehmen. Ihr war es bewusst, dass Mark es mehr spontan

entschieden und nicht sonderlich intensiv bedacht hatte. Dennoch

begrüßte sie seine Entscheidung. Zum einen hatte sie damit

Dennis „vom Hof“ und zum anderen empfand sie die Botschaft,

dass er sich nicht „zur Belohnung“ für sein Fehlverhalten zu

Hause ausruhen durfte, angemessen und sah darin eine Lehre. Sie

hatte sich über Marks proaktive Unterstützung so gefreut, dass sie

ihm heute Morgen die spätnächtliche (eher fühmorgendliche)

Heimkehr verzeihen konnte. Aber auch die fürsorgliche Aktion

von gestern, so stellte sie ein wenig später fest, entpuppte sich als

eine einmalige Sache. Jetzt saß Dennis faul im Garten und spielte

an seinem Handy herum.

Teresa öffnete das Fenster: „Dennis?!“

Dennis sah noch nicht mal auf: „Was denn?“

„Hat Papa Dir nicht gesagt, dass du was zu tun hast? Ich denke,

mit dem Handy im Garten spielen gehört nicht dazu.“ Teresa

blickte auf die ihre Armbanduhr. 7:40 Uhr. Sie musste jetzt mit

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