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Sturz eines Siegers

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Zollstock ragte. Gliedermaßstab, ermahnte Mark sich. Darüber trug

er eine Strickweste, welche ihm unförmig von den Schultern

schlabberte. Seine Füße steckten in Gummistiefeln mit

Stahlkappen, selten, aber in seinem Baumarkt gab es diese

Schutzbekleidung auch.

Er arbeitet in seinem Garten, dachte Mark. In Anbetracht der

Tatsache, dass es Mittwoch war, musste sich sein Nachbar

entweder im Urlaub befinden oder er war bereits Rentner. Und das

mit seinen knapp 50 Jahren?

„Freut mich, dich kennen zu lernen. Wir hier in Waldesruh duzen

uns alle. Ich denke, damit sollten wir auch umgehend beginnen.“,

stellte sich sein Nachbar vor und erwartete keinen Protest

aufgrund der „Du-Ausgangslage“. „Ich bin Dietmar. Dietmar

Husenkamp. Ich bin der Bürgermeister von Waldesruh und euer

Nachbar. Ich bin mir sicher, wir werden uns verstehen.“

Oder er ist weder im Urlaub noch Rentner, sondern einfach nur der

Bürgermeister, korrigierte Mark seine falsche Einschätzung des

brandneuen Nachbarn.

Teresa übernahm den Verlauf der Vorstellrunde: „Was mein Mann

mit dem wirklich unlustigen Kellerwitz andeuten wollte, ist, dass

unser Großer sich momentan ausgiebig seiner „Stinkstiefel-Zeit“

widmet. Sie, Verzeihung, du weißt schon.“, sie äffte, zugegeben gut

stand Mark sich ein, Dennis nach „Eltern sind doof, Schule ist

doof, meine kleine Schwester ist doof. Ich will in Köln bleiben,

muss aber ins doofe Waldesruh.“, unterbrach sie ihre Intonierung.

Teresa schaute ihrem Mann tief in die Augen. Schweiß begann sich

auf Marks Händeflächen zu bilden. Seine linke Gesichtshälfte regte

sich. Es war noch nicht das zuckende Gefühl, stellte er fest, aber

es wird jeden Augenblick beginnen.

„Naja, zumindest im letzten Punkt sind Vater und Sohn sich nicht

ganz so unähnlich. Auch wenn der Papa,“ sie stupste Mark

neckisch an „das nicht so gerne zugibt.“

Dietmar lachte: „Ja, von der Stadt aufs Land. Ich verstehe Euch.

Die meisten Menschen, die sich zu diesem Schritt entschließen,

machen es aus Überzeugung und freuen sich darauf.“ Er sah Mark

intensiv an, ein süffisantes, aber nicht unsympathisches Lächeln

umspielte seine Lippen. Er sprach weiter, mehr so als würde er mit

sich reden: „Hin und wieder, und auch das ist keine Seltenheit,

zieht man allerdings nicht aus freien Stücken um. Man wehrt sich

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